Wie Pilze sammeln ohne Wald: Die Poesie der Einkaufszettel

Die ersten beiden Ausgaben des Foto-Fanzines „Fujikato“ habe ich im Alleingang bestückt. Das ändert sich mit der in Kürze erscheinenden Ausgabe Nummer 3. Sie widmet sich dem Thema „Die Poesie der Einkaufszettel“ und wurde von dem Journalisten und Autor Sven-André Dreyer kuratiert. Der Düsseldorfer sammelt seit 2022 Einkaufslisten, nicht seine eigenen, sondern die von Fremden. Rund 150 Exemplare umfasst seine Sammlung derzeit. „Die Suche nach Einkaufszetteln ist wie Pilze sammeln. Nur ohne Wald. Oder, besser noch, wie Perlentauchen. Nur ohne Meer“, beschreibt Dreyer. Wie der Pilzsammler oder der Perlentaucher wartet auch Dreyer nicht darauf, dass der Zufall ihm die Zettel vor die Füße weht. Er geht vielmehr gezielt los, lässt seine Blicke über den Boden schweifen. Vor Super- oder auf Wochenmärkten sucht er nach den handschriftlichen Erinnerungsstützen, die ein höchst individuelles und gleichzeitig sehr privates Zeugnis von Menschen darstellen. Die Schreiber:innen sind, wenn Dreyer die Papiere aufsammelt, längst über alle Berge. „Aber die Zettel lassen natürlich enormen Raum für Interpretationen“, sagt der Sammler. Handschrift, Orthografie, aber auch Farbe, Form und Zustand des Einkaufszettels, manchmal auch zusätzliche persönliche Notizen geben Hinweise auf jene, die die Listen zusammenstellten. „Eine Frage, die ich mir in dem Zusammenhang immer wieder stelle, ist deshalb, ob die Menschen ihre Zettel bewusst wegwerfen, wenn sie ihre Funktion erfüllt haben – oder ob sie sie unachtsam verlieren“, so Dreyer. Eine Antwort darauf hat er bisher noch nicht gefunden. Die Suche geht also weiter.

24 Zettel aus Dreyers Sammlung sind in dem Magazin „Die Poesie der Einkaufszettel“ zu sehen. Das Heft wird am 18. August 2024 im Rahmen einer Release-Feier in Düsseldorf-Oberbilk präsentiert. Die findet standesgemäß auf einem Supermarkt-Parkplatz statt. Eigens für die Veranstaltung haben die beiden Heftmacher:innen Musikstücke zusammengestellt, die Lebensmittel thematisieren: das Bananenbrot, die Currywurst oder die Erdbeerfelder. Des weiteren diente ein Einkaufszettel, der auf der Flingeraner Ackerstraße gefunden wurde (Merci, Stephan Schlitter!), als Inspiration für das Catering. Auf dem Zettel waren Zutaten für einen Zitronenkuchen notiert. Ein paar Kaltgetränke werden ebenfalls am Start sein. Und natürlich das Wichtigste: das druckfrische Heft. Letzteres ist kostenlos und erscheint wie gewohnt in streng limitierter Ausgabe von nur 50 Exemplaren.

Fujikato #3: Die Poesie der Einkaufszettel
Magazin-Präsentation: 18.8.2024, 11 bis 13 Uhr
Düsseldorf-Oberbilk, der Veranstaltungsort wird nach Anmeldung bekannt gegeben, Anmeldung unter salut@theycallitkleinparis.de

Ausgabe 3 ist leider vergriffen. Ende Oktober erscheint Fujikato #4.

Stimmen zu Fujikato #3

„Ein liebevoll gemachtes Magazin in einer tollen Qualität“

Stefanie

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