Ralf Breuer im Interview – „Die Enttäuschung war natürlich groß“

Die meisten Menschen empfinden den Urlaub als die schönste Zeit des Jahres. Nicht selten fiebern sie der Auszeit vom Alltag viele Wochen und Monate entgegen. So ging es auch Ralf Breuer. Der Düsseldorfer Architekt plante gemeinsam mit seiner Familie einen Trip auf die niederländische Insel Texel, seit vielen Jahren einer seiner Lieblingsorte. Zwei Wochen wollten die Breuers an der Nordspitze der Insel auf einem Campingplatz verbringen – in ihrem historischen Wohnwagen aus den sechziger Jahren. Dann ging das Auto kaputt und die Werkstatt kam mit der Reparatur nicht nach. Der Urlaub musste also schweren Herzens gecancelt werden.

Ralf, vor einigen Wochen wart ihr mit eurem Caravan zwecks Kurzurlaub in Potsdam. Auf der Rückfahrt von dort nach Düsseldorf ist dann der Wagen verreckt. Was war passiert?
Wir sind kurz vor Düsseldorf liegen geblieben, genau 17 Minuten waren es noch, bis zum Breitscheider Kreuz. Um 22 Uhr abends ging nichts mehr. Der ADAC hat dann den Wagen aufgeladen und den Camper an den Haken genommen. Gegen Mitternacht hatten wir das Autohaus am Seestern erreicht.

Seitdem ist das Auto in der Werkstatt. Diagnose: Motorschaden. Warum dauert die Reparatur so lange?
Die Gründe sind vielfältig: Arbeitsüberlastung, Krankheit und natürlich auch Personalmangel, also die inzwischen ganz normalen Umstände in vielen Branchen. Ersatzteile sind wohl kein Thema.

Eigentlich wärt ihr jetzt auf Texel. 14 Tage wolltet ihr dort verbringen, ganz im Norden, am Leuchtturm. Die niederländische Insel ist ein Lieblingsort von euch. Wie groß war die Enttäuschung?
Die anfängliche Enttäuschung war natürlich groß. Sie ist inzwischen aber etwas abgeebbt. Wir gucken nach vorne und machen das Beste draus.

Stattdessen macht ihr nun Urlaub daheim, in Düsseldorf. Was habt ihr in den vergangenen Tagen so alles unternommen?
Um ein bisschen Urlaubsfeeling zu bekommen, haben wir das Frankreichfest in Düsseldorf besucht, gehen Fahrradfahren und Wandern. Vor kurzem haben wir eine sogenannte Dachführung auf dem Kölner Dom mitgemacht. Außerdem kochen wir viel, unter anderem niederländische Spezialitäten wie Pannekoeken. Dazu mache ich etwas Sport, derzeit am liebsten mit dem Seekajak auf dem Rhein.

Urlaub zuhause hat ja auch Vorteile. Man kann im eigenen Bett schlafen, muss sich nicht über nervige Campingplatz-Nachbarn ärgern, spart Geld und fällt nicht auf gastronomische Touri-Nepps rein, weil man ganz genau weiß, wo es gut ist. Wo ist es in Düsseldorf und Umgebung besonders schön?
In der Urdenbacher Kämpe. Aber auch in unserer unmittelbaren Umgebung – wir leben in Ludenberg – in den Gerresheimer Höhen, im Aaper Wald, auf dem Segelfluggelände oder im Rotthäuser Bachtal.

Ihr wart auch in Arnheim. Das ist ja von Düsseldorf aus sehr gut mit dem Zug zu erreichen, dauert keine zwei Stunden. Und mit dem Deutschland-Ticket kann man umsonst hinreisen. Ich habe Arnheim vor Kurzem auch einen Besuch abgestattet – und war total begeistert von der Stadt, vor allem vom Mode Kwartier. Was würdest du vor Ort empfehlen?
Wir sind auch mit dem Zug gefahren und waren schon bei der Ankunft total begeistert von dem fantastischen und futuristischen Bahnhof. Als Architekt habe ich selbst einige Bahnhöfe entworfen und mit einem Düsseldorfer Großbüro umgesetzt. Darüber hinaus hat uns die gastronomische Vielfalt in Arnheim begeistert, die Einkaufsmöglichkeiten, Designerläden – eigentlich das komplette Stadtbild, das ja in den Niederlanden immer toll ist. Im Mode Kwartier waren wir auch, haben dort kleine Vintage Stores und Galerien besucht und im „Sugar Hill“ einen Kaffee getrunken. Danach sind wir ins Zentrum, haben dort auf einem schönen Platz etwas gegessen und sind dann weiter zur Promenade am Rheinausläufer, der in Arnheim ja Nederrijn heißt. Nicht zuletzt haben wir auch das Museum am Gedenkort „Brücke von Arnheim“ besucht.

Du hast es schon kurz erwähnt. Du arbeitest als Architekt, hast dein Büro in einem Pavillon im denkmalgeschützten ARAG-Komplex. Wie schwierig ist es für dich, wenn du keine räumliche Distanz hast, nicht an die Arbeit zu denken?
Für mich sehr schwierig, weil ich dazu neige, dann doch mal einen Baustellenbesuch zu unternehmen, schnell einige Dinge zu organisieren oder einen neuen Auftrag zu bedienen.

Lass uns noch mal übers Campen als Form des Urlaubmachens sprechen. Daran scheiden sich ja die Geister. Warst du schon immer ein Camper?
Ja, war ich. Das fing schon als Kind beziehungsweise Jugendlicher an. Später mit der eigenen Familie hatten wir verschiedene Zeltausstattungen und auch zehn Jahre ein Dachzelt. Mit zunehmendem Alter und Komfortanspruch bei den mittlerweile häufiger auftretenden Schlechtwetter-Ereignissen kam der Wunsch nach einem Vintage-Wohnwagen auf.

Seit vier Jahren seid ihr nun im Besitz eines historischen Caravans, ein Constructam Coral, Baujahr 1967. Wie seid ihr an das schöne Stück gekommen?
Wir waren lange auf der Suche, bis wir den Contructam Coral im Internet entdeckten. Wir haben daraufhin Kontakt mit dem Besitzer aus der Eifel aufgenommen und den Caravan später in einem Restaurierungszentrum in der Nähe von Roermond besichtigt.

In welchen Zustand war der Wohnwagen, als ihr ihn gekauft habt?
Er war größtenteils restauriert, mit Fußbodenheizung ausgestattet und mit Kühlschrank und Gaskochgelegenheit versehen. Wir haben Vorhänge und Tischplatten erneuert sowie die Federstäbe ersetzt und ein modernes Radio mit USB-Anschluss eingebaut. Im Innenraum wurden noch die guten alten Materialien verwendet. Eine Möblierung in französischer Eiche, eine neue Dämmung und Innenbespannung. Der Boden ist aus Linoleum – kein PVC oder Ähnliches! Außerdem gibt es Polster, die von der Sitz- zur Schlafgelegenheit umfunktioniert werden können.

Wo steht das Ding, wenn ihr nicht gerade damit unterwegs seid?
In diesem Sommer haben wir einen Platz im Hansenhof, das ist gleich bei uns um die Ecke, gefunden. In der Wintersaison soll der Caravan wieder ins Restaurierungszentrum der Constructam-Freunde in Nederweert bei Roermond. Zu tun gibt es an so einem historischen Wohnwagen ja immer etwas.

Wie viele Touren habt ihr mit dem Caravan schon gemacht? Und wohin ging’s?
Es geht und ging vornehmlich in die Niederlande, nach Rügen oder in die Dänische Südsee. Die weiteste Tour, die wir bisher gemacht haben, führte uns nach Svendborg in Dänemark.

Mit wem bist du unterwegs?
Derzeit mit meiner Frau und manchmal noch mit unserem Sohn. Unsere Tochter, die in Berlin Freie Malerei studiert, kommt auch gerne zum Übernachten auf den Campingplatz nach Potsdam. Unser Hund Kalle, der früher auch dabei war, lebt leider nicht mehr.

Über wie viele Schläfplätze verfügt der Wohnwagen?
Im Caravan können bis zu vier Personen übernachten, gemütlich ist es alleine oder zu zweit. Wir haben auch noch verschiedene Zelte, aber auch der Schlafausbau im Landrover Defender kann genutzt werden.

Wird der Urlaub auf Texel denn nachgeholt?
Ich hoffe doch!

Nun geht erst einmal der Urlaub daheim weiter. Was plant ihr für die nächsten Tage?
Wir wollen vielleicht mal wieder zu Drachenfels fahren. Oder nach Maastricht. Ein Traum wäre es außerdem mit dem Landy mal nach Norwegen oder nach Marokko zu fahren, dann natürlich ohne Wohnwagen. Mir genügen oft aber auch die regelmäßigen kleinen Fluchten in die nähere Umgebung. Wichtig ist dabei ein Fahrrad, wahlweise Mountainbike oder Rennrad, oder noch besser mein Seekajak.

Der Caravan von den Breuers kann bei den Classic Days besichtigt werden, die zwischen dem 4. und 6.8. auf dem Messeparkplatz P1 in Düsseldorf stattfinden.

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