Das Geschenk meines Lebens

Ich muss an dieser Stelle gestehen: Ich bekomme nicht gerne Geschenke. Also diese Art von Dingen, die einem die Wohnung oder die Schubladen voll machen und so ganz und gar keinen Zweck erfüllen. Da bin ich, glaube ich, sehr unweiblich. Frauen mögen so was normalerweise. Aber ich verspüre auch nicht den Wunsch zu heiraten. Oder mir die komplette Körperbehaarung mit Hilfe einer klebrigen Zuckermasse brutalst rausreißen zu lassen. Manchmal denke ich, ich bin gar keine echte Frau. Egal.

Noch mal zu den Geschenken: Solche, die einen Zweck erfüllen, finde ich übrigens schon besser. Ein gutes Messer (kann man immer brauchen). Eine neue Klobürste (muss ab und zu mal sein). Oder einen Satz hochwertiger Schraubenzieher (nicht von Aldi, die sind Schrott!). Ich bekomme sogar gerne Socken geschenkt. Die, die ich habe, sind nämlich fast alle durchlöchert. Auch nicht sehr damenhaft. Egal.

Neulich sagte meine Freundin M. zu mir, sie habe noch was für mich. Allein bei einem solchen Satz erstarre ich innerlich schon zur Salzsäule. Weil ich fürchte, dass jetzt wieder so ein Stehrümchen aus dem Hut gezaubert wird. Und ich gute Miene zum bösen Spiel machen muss. Aber M. kennt mich, sie kennt mich sogar verdammt gut. Es war spät, wir waren was essen gewesen und standen jetzt vor ihrer Haustür, bereit uns zu verabschieden. „Es ist ein Foto“, sagte M. Ich wurde schlagartig ruhig. „Ich schicke es dir gleich.“

Ich radelte durch die Dunkelheit, ging direkt schlafen und checkte erst am nächsten Morgen meine Mails. Die Nachricht von M. war schon da. Betreff: „Aschenbecher“. Einen eben solchen zeigte ihr Foto dann auch. So weit, so gewöhnlich. Das Modell, das sie abgelichtet hatte, war allerdings in höchstem Maße extraordinär. Geradezu ein Unikat. Die verwendete Keksdose stammt übrigens vom Discounter und wurde – wie unschwer zu erkennen – fachmännisch mit Alufolie ausgekleidet. Einfach zu reinigen und das edle Material leidet nicht! Da hat sich der Designer durchaus etwas bei gedacht. Ich war begeistert, bin es noch.

Wer das grandiose Stück übrigens mal im Original sehen möchte, muss sich in ein Parkhaus auf der Kurfürstenstraße begeben. Unweit des Worringer Platzes. Dort parkt M. jeden Mittwoch, noch dazu für sehr kleines Geld (O-Ton M.: „Ein Geheimtipp“) und bewundert Woche für Woche den Aschenbecher. Mal sehen, vielleicht baue ich das gute Stück nebst Designer demnächst mal in einen meiner Rundgänge ein. Verdient wäre das allemal.

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