Fernwehküche. Kulinarische Reise hinter den Hauptbahnhof (2)

In dem Düsseldorfer Stadtteil Oberbilk leben Menschen aus 135 unterschiedlichen Ländern. Das prägt natürlich auch das gastronomische Angebot des Viertels, das zu den exotischsten und vielfältigsten der Landeshauptstadt gehört. Obwohl Oberbilk den Beinamen „Klein-Marokko“ trägt, gibt es keinesfalls ausschließlich Tajine, Merguez und Minztee, sondern auch Köstlichkeiten aus Korea, dem Nahen Osten oder Vietnam. Eine kulinarische Reise hinter den Hauptbahnhof.

Döner mal anders
Der Döner könnte der am häufigsten angebotene Snack in Oberbilk sein. Und die Kölner Straße DIE Döner-Meile. Fünf Läden, die das Fleisch vom Drehspieß offerieren, sind allein hier ansässig. Das Medinem Café ist einer davon, wartet aber mit einer Besonderheit auf, wird das Fleisch – wahlweise Hähnchen oder Kalb – hier doch über Holzkohle gegart. Es dreht sich von außen gut sichtbar an einem horizontalen Spieß über dem offenen Feuer. „Die Zubereitung gibt dem Fleisch ein eher rauchiges Aroma, ähnlich wie bei bei Shawarma, außerdem ist es weniger fettig als bei der herkömmlichen Grillmethode“, sagt einer, der es getestet hat. Auch Gözleme sind im Medinem Café zu haben. Sie werden hier allerdings nicht auf dem Sac gebacken, sondern in einem Holzofen. Nach dem Backen bestreicht man sie, wie in der Türkei üblich, auf Wunsch mit heißer Butter.

Ca Phe bei Chi Bay
Verglichen mit den Dönerbuden spielen asiatische Restaurantbetriebe in der Oberbilker Gastronomielandschaft eine eher untergeordnete Rolle. Neben dem Mandu hält mittlerweile schon seit vielen Jahren das vietnamesische Restaurant Chi Bay auf der Oberbilker Allee die Stellung. Dort wird auch ein Getränk serviert, mit dem jeder Vietnam-Reisende vor Ort bereits Bekanntschaft gemacht haben dürfte: der Ca Phe. Dem Kaffee, den die französischen Kolonialherren einst mit in das südostasiatische Land brachten, verpassten die Einheimischen eine ganz eigene, raffinierte Note. Während das Aufgussgetränk in Deutschland gerne in ganzen Kannen gekocht wird, wird in Vietnam – und auch im Chi Bay – jede Tasse einzeln zubereitet. Dafür setzt man einen Tropffilter mit Siebschale, genannt Phin, auf das Glas auf und füllt ihn mit Kaffeepulver – gerne mit einer Mischung mit hohem Anteil an Robusta-Bohnen. Der fertige Kaffee wird dann um stark gesüßte Kondensmilch ergänzt – fertig ist Ca Phe. In Vietnam serviert man das Getränk aufgrund der dort herrschenden Temperaturen übrigens bevorzugt mit Eiswürfeln, als Eiscafé.

Manti Manti
Gegen Ende der Tour riskieren wir einen erneuten Abstecher in die Türkei, genauer gesagt zu Elif Durans Büdchen. Dort kommen immer freitags selbstgemachte türkische Teigwaren auf den Teller. Die sogenannten Manti (nur echt ohne den I-Punkt!) erinnern entfernt an italienische Ravioli, werden aber mit der typisch türkischen Joghurtsauce serviert. Zu haben sind sie sowohl mit Fleisch- als auch mit Käsefüllung immer freitags ab circa 16:30 Uhr und solange der Vorrat reicht. Kleine Portionen schlagen mit 4,50 Euro, große mit 6,50 zu buche. Auf der riesigen Bürgersteig-Terrasse vor dem Büdchen, die schon unter dem Vorbesitzer zu einem der Treffpunkte im Veedel mutierte, sitzt es sich ganz prima. Und kühle Drinks holt man sich einfach drinnen aus dem Kühlschrank.

Hummus und weitere Vorspeisen im La Grilladine

Hummus-Hype
Zum krönenden Abschluss geht es in das kulinarische Herz von Oberbilk. Das La Grilladine (Grill-Stübchen) ist für viele das beste Restaurant im ganzen Viertel. Das liegt zum einen an den fantastischen Grillgerichten, den Tajines und den wohlschmeckenden Desserts, zu einem großen Teil aber auch am Betreiber. Badr Haddad begrüßt jeden Gast wie einen Freund. Die Vorspeisen – Weißbrot, Oliven, weiße Bohnen und Hummus – gehen in dem kleinen Lokal am Dreiecksplatz stets aufs Haus. Das Hummus wird trotz des nicht zu unterschätzenden Aufwands jeden Tag selbstgemacht – aus Kichererbsen, Knoblauch, Tahina (Sesammus), Olivenöl, Zitronensaft, Kreuzkümmel und Salz entsteht jener Dipp, der sich im Nahen Osten und in Nordafrika schon lange großer Beliebtheit erfreut. Aber auch hierzulande sind mittlerweile viele auf den Geschmack gekommen. In Köln gibt es mit dem Mashery Hummus Kitchen zum Beispiel bereits ein Lokal, das die Paste in unterschiedlichsten Varianten und Kombinationen in den Fokus rückt. Wer weiß, vielleicht zieht Düsseldorf ja demnächst nach?

Adressen
Medinem Café, Kölner Str. 230
Chi Bay, Oberbilker Allee 176
Das Büdchen, Linienstr. 108
La Grilladine, Dreieckstr. 26

Dieser Beitrag ist ursprünglich für das Blog urbanana.de entstanden.
Teil 1 gibt es hier.

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