Vier Wände. Fujikato #9 zum Thema „Zuhause“ erscheint

„Fujikato“ kommt ja gemeinhin eher launig daher – zumindest auf den ersten Blick. Die jüngste Ausgabe des Magazins zu Fotografie und Kunst, die am 4. Dezember erscheint, rückt nun aber ein Sujet mit ernstem Hintergrund in den Mittelpunkt. Gezeigt werden Fotos zum Thema Zuhause. Die Idee stand schon eine Weile auf meiner langen Liste der Ausgaben, die ich realisieren möchte. Den Anstoß, sie ausgerechnet jetzt anzugehen, gab eine jüngst veröffentlichte Hochrechnung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, die Schlagzeilen machte. Diese Hochrechnung besagt, dass es in Deutschland im vergangenen Jahr mehr als eine Million Wohnungslose gab. Eine Million Menschen, die keinen eigenen Rückzugsort haben, sondern bei Freunden, Verwandten oder in einer Notunterkunft unterkommen müssen. Kein Zuhause, in das sie Freunde einladen können, das sie nach ihrem Gusto gestalten können, in dem sie sein können, wer sie sind. In Deutschland, einem der immer noch reichsten Länder der Welt. Unfassbar traurig.

Und es wird noch trauriger. Die Zahlen steigen nämlich rasant. Allein gegenüber dem Vorjahr um 11 Prozent. Bei den Obdachlosen, also jenen, die keine Verwandten oder Freunde haben, die sie aufnehmen können, sind die Zahlen ähnlich alarmierend: 56.000 sind in der Statistik erfasst. Auch hier ist im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung zu verzeichnen, um 4 Prozent. Und man kann sich gut vorstellen, dass die Dunkelziffer wesentlich höher sein dürfte.

Rund um die Bahnhöfe der Republik werden die genannten Zahlen zu Bildern. Die Schlafsäcke, Isomatten und Decken, die den Obdachlosen ein Nachtlager bilden, sind allgegenwärtig. Man kommt an ihnen vorbei, wenn man von der Arbeit, vom Sport, aus dem Kino nach Hause radelt. Dorthin, wo der Kühlschrank gefüllt ist, die Temperatur angenehm und das Licht warm. Und dorthin, wo man sich ab und an bewusst machen sollte, dass das nicht selbstverständlich ist und dass es da draußen viele gibt, denen es anders geht. Menschen, die, während sie schlafen, den Augen der Passanten ausgesetzt sind und dem Hass derer, die mit sich selbst unzufrieden sind.

Zugegeben, all das ist nicht gerade ein Feelgood-Thema. Aber es sind halt auch keine Feelgood-Zeiten, in denen wir gerade leben. Die kleine Release-Feierei zur jüngsten Fujikato-Ausgabe unterstreicht diese Tatsache, indem sie an einen im Winter eher unwirtlichen Ort einlädt. Der befindet sich in unmittelbarer Nähe des Düsseldorfer Hauptbahnhofs und wird von Menschen ohne Wohnung regelmäßig als Nachtlager genutzt. Um diese Nachtruhe nicht zu stören, beginnt die Präsentation von Fujikato #9 am 4. Dezember bereits um 18:30 Uhr. Gegen die Kälte gibt es – alkoholfreien – Punsch. Dazu Kuchen und wie immer sehr bewusst ausgewählte Musik. Und natürlich könnt ihr das Heftchen zum Thema „Zuhause“ mitnehmen und den dazugehörigen Print erwerben. Letzter eignet sich – winke winke mit dem Zaunpfahl! – übrigens hervorragend als Weihnachtsgeschenk.

4.12.2025, 18:30 Uhr: Fujikato #9 „Zuhause“, Winter-Garten mit Punsch, Kuchen und Musik

Wer dabei sein mag, kann sich unter salut@theycallitkleinparis.de anmelden und bekommt im Anschluss den Veranstaltungsort mitgeteilt.

Restliche Hefte und Prints sind gegen 3 Euro für Verpackung/Versand (nur Heft) beziehungsweise 13 Euro (Heft und Print) unter salut@theycallitkleinparis.de zu bestellen.

1 Kommentar

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Liebe Alex,

und wenn bei zB FiftyFifty die Geschichten hört oder liest, dann merkt man wie schnell das gehen kann.
Sobald man die Miete nicht mehr bezahlen kann, der Vermieter plötzlich Eigenbedarf bemerkt, oder das Haus / Wohnung dringend „saniert“ werden muss.
Alarmierend ist auch der deutliche Rückgang der Sozialwohnungen. Tja, dank der CDU/CSU und der Idee, daß Wohnungen Rendite abwerfen müssen.
Und mittlerweile 14 Euro der qm „normal“ ist, Neuvermietungen teilweise bereits bei 20 Euro und mehr angelangt sind.

Aufgrund der gestiegenden Baukosten und Grundstückpreise so gut wie keinen Wohnungen überhaupt gebaut wurden.
Bei mir gegenüber wurden mal eben 14 Wohnungen sehr preiswert gebaut und sind nun als Eigentumswohungen für „Familien“ zu haben. Für schlappe 8600 Euro der qm , die Penthauswohnung kostet mal eben 1,3 Mio Euro

Daß da Menschen ganz schnell auf der Straße landen verwundert keinen.
Ausser unsere Politiker, die sind ja bestens versorgt

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