Olli Bendt im Interview – „Du sitzt in einer riesigen Schüssel und hörst keinen Mucks“

Sein Ausruf „Tooooooor für die Fortuna“ ist längst legendär. Seit 14 Jahren kommentiert Olli Bendt für den Lokalsender Antenne Düsseldorf die Heim- und Auswärtsspiele von Fortuna Düsseldorf. Wie hat er die fußballfreie Zeit während des Lockdowns erlebt? Was hält er von der Fortsetzung des Spielbetriebs? Und welche Einschränkungen gibt es für ihn und seine Kollegen? theycallitkleinparis hat mit Bendt gesprochen.

Olli, wann und wie wurdest du von Fortuna-Fan?
Bin ich, seit ich denken kann. Als Düsseldorfer Kind, das gerne Fußball gespielt hat, konnte man nur Fortuna-Fan werden, alles andere ist doch Quatsch. Mein erstes Spiel im Stadion war 1984 ein 1:1 gegen Uerdingen vor 10.000 Zuschauern im Rheinstadion. In der ersten Liga. Undenkbar heutzutage, außerhalb von Corona.

Olli Bendt, Foto: Antenne Düsseldorf

Die Bundesliga hat acht Wochen lang wegen Corona pausiert. Wie stark waren bei dir persönlich die Entzugserscheinungen?
Das ging tatsächlich. Es war erst mal seltsam, so von 100 auf Null runter gefahren zu werden. Aber hat auch mal gut getan. Die Pause war ja alternativlos, von daher habe ich das einfach so akzeptiert.

In anderen europäischen Ländern wie Frankreich oder den Niederlanden hat man entschieden, die Saison nicht zu Ende zu spielen. In Deutschland rollt seit diesem Wochenende wieder der Ball. Was hältst du von der Entscheidung?
Aus Sicht der Vereine ist es eine gute Entscheidung, denn sie brauchen das Geld aus dem Fernsehvertrag. Und wenn wir irgendwann wieder die Bundesliga so sehen wollen, wie wir sie kannten, dann müssen wir die Kröte schlucken. Rein aus Fansicht sind Geisterspiele natürlich der größte Mist, denn Fußball ohne Emotionen und Stimmung geht nicht. Das ist so, als ob man sich ein Trainingsspiel anschaut.

Wie sind die Reaktionen deiner Bericht erstattenden Kollegen, aber auch die aus der Fan-Szene?
Ich persönlich kenne keinen, der das alles super findet. Einige sehen die Notwendigkeit ein, viele meiner Freunde sagen aber auch: „Das schaue ich mir nicht mehr an“.

Die Fortsetzung des Liga-Betriebs ist mit vielen Auflagen verbunden. Die Fortuna-Spieler müssen bis zum Ende der Saison in ihrem Quarantäne-Quartier in einem Hotel bleiben. Beim Torjubel sollen Umarmungen oder Abklatschen unterlassen werden. Es soll auch nicht auf den Rasen gespuckt werden. Inwiefern hat das funktioniert?
Die Quarantäne-Maßnahmen sind absolut richtig. Eine Akzeptanz für die Fortsetzung der Liga kannst du nur bekommen, wenn du sämtliche Auflagen peinlich genau befolgst. Also nicht so wie bei der Hertha geschehen. Beim Spiel gegen Paderborn, in Köln und gegen Schalke haben sich die Spieler beim Jubeln größtenteils an die Vorgaben gehalten, so weit ich das sehen konnte. Finde ich schon beachtlich, weil das im Überschwang der Emotionen ja durchaus auch anders sein könnte.

Welche Auflagen gibt es für euch als Berichterstatter?
Wir müssen vor jedem Spiel einen Gesundheitsfragebogen ausfüllen und diesen dann zum Spiel mitbringen. Vor Ort wird bei uns die Temperatur gemessen. Wenn alles in Ordnung ist, darf man ins Stadion. Natürlich nur mit Mundschutz. Im Stadion geht es direkt auf die Pressetribüne, auch dort besteht Mundschutzpflicht und der Abstand von 1,5 Metern wird eingehalten. Sehr problematisch für mich ist es, dass ich auch mit Mundschutz kommentieren muss. Das ist gerade bei einem Torjubel doch sehr anstrengend…

Du bist ja als Kommentator eher der emotionale Typ. Inwiefern macht es für dich bei der Arbeit einen Unterschied, ob 40.000 oder maximal 300 Leute im Stadion sind? Ist es schwierig, sich unter den Umständen zu motivieren?
Die Situation im Stadion ist schon sehr beklemmend. Du sitzt da in einer riesigen Schüssel und hörst keinen Mucks. Für meine Arbeit ist das ein Riesenunterschied, denn meine Kommentieren lebt ja auch von den Emotionen um mich herum. Und eine Motivation zu finden, ist auch nicht so einfach. Aber wenn man sich dann vor Augen führt, dass einem eben trotzdem Tausende zuhören und wissen wollen, was die Fortuna so macht, dann ist das Motivation genug.

Die Geräuschkulisse bei einem Geisterspiel ist natürlich eine komplett andere. Kann man oben auf der Tribüne eigentlich hören, was Trainer und Spieler sich zurufen?
Ja, absolut. Du hörst jedes Wort.

Was glaubst du, wird diese Saison zu Ende gespielt werden?
Ja, die Vereine und die DFL werden alles daran setzen, die Saison zu einem Ende zu bringen.

Wie wird es am Ende, wann immer das sein mag, für Fortuna aussehen?
Es wird Platz 16. In der Relegation ist es dann eine Lotterie.

Schreibe einen Kommentar

*