Die Corona-Tagebücher #4: Vom Geben und Nehmen

In den vergangenen Tagen hat Renate Hunfeld viel Zeit an ihrer Nähmaschine verbracht. Das ist zunächst mal nichts Ungewöhnliches. Die Niederländerin, die seit 20 Jahren in Düsseldorf lebt, hat schließlich Modedesign studiert. An der Kunstakademie in Utrecht. Hunfeld hat den momentanen Stillstand des öffentlichen Lebens allerdings nicht genutzt, um neue Garderobe für sich zu fertigen. Es sind vielmehr Masken, die in ihrem Hobbykeller mittlerweile in großer Zahl entstanden sind. „Die Idee kam mir, als ich gehört habe, dass die Masken eigentlich überall auf der Welt derzeit knapp werden“, erzählt die 49-Jährige. Sie erinnerte sich an eine Rolle cremefarbener Bio-Baumwolle, die noch auf Verarbeitung wartete. Und fasste einen Plan: Masken nähen. Hunfeld fertigte drei Schnittmuster für die Größen S, M und L und begann mit dem Zuschneiden. „Das ist eigentlich die Hauptarbeit. Das Nähen dauert dann nur ungefähr zehn Minuten pro Stück.“ Als die ersten drei Masken fertig waren, stellte sie sie bei Instagram und Facebook ein mit dem Hinweis „zu verschenken“. Wenig überraschend gingen bei ihr in den Folgetagen zahlreiche Bestellungen ein. Von Freunden, Bekannten, aber auch von Menschen, die sie nie zuvor persönlich gesehen hatte. Hunfeld machte da keinen Unterschied. Und dachte an ihren Opa. „Der hat immer gesagt: Gerade in schlechten Zeiten muss man anderen etwas Gutes tun.“ Rund 100 Masken made by Hunfeld haben ihre Träger mittlerweile erreicht. Eine Großbestellung bekam die Niederländerin aus einer Zahnarztpraxis. Knapp 30 Masken hat sie für den Arzt und seine Helferinnen und Helfer in der Praxis gefertigt. Wie viele andere Empfänger wollte auch der Mediziner das Geschenk zunächst nicht annehmen, ohne dafür zu bezahlen. Aber Hunfeld ist daran gelegen, dass die Menschen wieder lernen, Geschenke wie ihres anzunehmen. „Das haben wir verlernt. Aber da müssen wir wieder hin, gerade in diesen Zeiten“, findet sie. Mit dem Zahnarzt hat sie sich letzten Endes auf einen Tausch eingelassen: Bei ihm hat sie nun eine Zahnreinigung gut. Auch Hunfeld selber hat ihre Maske immer dabei. „Wenn ich an der frischen Luft bin, trage ich sie nicht. Aber bei einem Großeinkauf lege ich sie natürlich an.“ Sie weiß schließlich, was es bedeutet schwer krank zu sein. Vor einigen Jahren lag sie mit einem Herpes auf der Lunge viele Wochen auf der Intensivstation. Das würde sie anderen Menschen gerne ersparen.

Die Masken aus Bio-Baumwolle können bei 60 Grad in der Maschine gewaschen werden. Sie sind in den Größen S, M und L unter renate@myob.me zu bestellen.

In dieser Reihe bereits erschienen:

Die Corona-Tagebücher #1: Solidarische Nachbarschaft Düsseldorf

Die Corona-Tagebücher #2: It’s oh so quiet

Die Corona-Tagebücher #3: Falsche Verknüpfungen

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