Andreas Kalus im Interview – „Es reicht nicht, die Knobelbecher auf die Theke zu stellen“

Jene Schreibtischtäter, die davon träumen, eine eigene Gastronomie zu eröffnen, sollten jetzt mal ganz genau hinhören. Andreas Kalus weiß nämlich, wovon er spricht. Seit zehn Jahren betreibt er das Pitcher an der Oberbilker Allee. In der Zeit hat er – Achtung! – genau fünf Tage Urlaub am Stück gehabt. Trotzdem empfindet er seine Tätigkeit als Segen, ist dankbar und glücklich, wie er sagt. Nur eins fehlt ihm noch zum Glück. Was das ist, lest ihr hier…

Was ist dran am Spruch ‚Wer nichts wird, wird Wirt‘?
Der Spruch ist ja mal komplett überholt. Er kommt aus einer Zeit, wo jeder eine Kneipe aufmachen konnte. Wenn dir nicht eingefallen ist, was du aus deinem Leben machen willst, bist du einfach zur Bank gegangen, hast gesagt, du machst eine Kneipe auf und hast daraufhin einen Koffer voller Geld als Kredit bekommen. Diese Zeiten sind lange vorbei! Du musst dir heute schon was einfallen lassen, um Gäste in deinen Laden zu ziehen. Die Generation der Gewohnheitskneipengänger stirbt langsam aus und die neue Generation möchte bespaßt werden. Da reicht es nicht mehr, einfach nur die Tür aufzumachen und die Knobelbecher auf die Theke zu stellen.

Wie kamst du zur Gastronomie?
Ich bin da mehr oder weniger reingerutscht, durch ehrenamtliche Tätigkeiten im Spektakulum, später dann als Thekenkraft, Kellner, DJ in anderen Betrieben, von 2000 bis 2006 war ich Betriebsleiter in zwei Discotheken. Das hat mir Spaß gemacht. Das Nachtleben, der Umgang mit vielen Menschen und mit daran beteiligt zu sein, den Gästen eine gute Zeit zu bereiten. Aber irgendwann wollte ich dann meinen eigenen Laden, meine eigenen Visionen verwirklichen. Am 24. März 2006 habe ich dann das Pitcher eröffnet.

Welche Qualitäten sollte ein Gastronom mitbringen?
Als Gastronom bist du ja tendenziell in verschiedenen Berufssparten unterwegs. Daher solltest du ein bisschen was von dort „mitbringen“, auch, damit du nicht bei jeder Kleinigkeit jemanden bestellen musst. Du bist Entertainer, Psychologe, Veranstalter/Promoter, Musiker/DJ, Buchhalter, Installateur, Elektriker, Hausmeister, Reinigungskraft und so weiter. Geduld, Verständnis und Leidenschaft für das, was du machst, solltest du auf jeden Fall mitbringen. Und die Bereitschaft, ein Leben zu führen, der abseits der Norm läuft.

Fluch oder Segen, dass der Laden so eng mit dir verknüpft ist?
Wenn es ein Fluch wäre, hätte ich den Laden schon längst abgegeben. Natürlich ist es sehr viel Arbeit und manchmal sehr anstrengend, aber ich habe eine großartige Familie und grandiose Freunde, die mir den Rücken stärken. Ich lerne durch die Bands und diejenigen, mit denen ich zusammenarbeite, tolle Menschen vom ganzen Erdball kennen, mit denen ich auch nach den Shows in Kontakt bleibe. Und das bringt natürlich auch ein paar Vorteile mit sich. Von daher ganz klar Segen! Ich bin glücklich und dankbar darüber, wie mein Leben verläuft. Fehlt nur noch die Herzdame, um es perfekt zu machen. Also Ladys, der Typ ist noch zu haben…

Dein längster Urlaub, seit du den Laden machst?
Fünf Tage San Francisco zu den Feierlichkeiten anlässlich des 30. Bandjubiläums von Metallica im Dezember 2011.

Der beste Abend in zehn Jahren Pitcher?
Jeder Abend war auf seine eigene Art großartig. Es gibt natürlich ein paar, die sich ganz massiv ins Hirn gebrannt haben: Die Show mit Gus G, die Goldverleihung der Broilers zur „Noir“, die Show mit Peter Pan Speedrock, Silvester mit Massendefekt, die letzte Hosen&Broilers-Party, die Doppelshow mit The Vintage Caravan, der Pitcher Poetry Slam mit Torsten Sträter… Wenn ich jetzt noch weiter aufzähle, bin ich zum elften Geburtstag noch dran.

Ein Abend, der richtig in die Hose ging?
Gab es nicht wirklich. Natürlich gibt es Veranstaltungen, die finanzielle Flops sind, aber wenn am Ende des Abends trotzdem alle Beteiligten etwas Spaß in den Backen haben, gewinnt man immer!

Welche Band möchtest du in Zukunft unbedingt mal in den Pitcher einladen?
Ui, diese Liste ist schon sehr lang, und jeder, der auf dieser Liste steht, wird auch eingeladen, ob er kommt oder nicht! Aber man darf gespannt sein, welche Leckerbissen in der Zukunft auf unserer Bühne stehen werden. Es gibt da draußen einfach so viele unfassbar gute Bands! Deswegen Leute: Supportet Bands, geht zu den Konzerten! Egal wo! Musik verbindet, Musik ist immer Emotion!

Maximale Anzahl der Biere, die du an einem Abend trinkst, wenn du im Dienst bist?
Zwei. Eins zum Anstoßen mit der Crew, bevor wir aufmachen, wir haben da ein eigenes Ritual. Und eins nach der Show zum Anstoßen mit Band und Tourmanager, nachdem alles geregelt ist.

Wann und wo warst du selber das letzte Mal feiern?
Am 4. Februar diesen Jahres bei Slipknot im ISS-Dome.

Deine liebste Tätigkeit, um abzuschalten?
Irgendwohin, wo Wasser ist, und wenn es nur Spazieren am Rhein ist.

Was erwartet die Gäste beim „10th Birthday Bash“ am 9. April?
Ich denke mal, es wird ein rauschendes Fest. Es wird diverse Getränkespecials geben und für die Musik werden sich drei DJs verantwortlich zeigen: Sonny (Punk, Rock’n’Roll, Surf) und Chrispop (Nufunk, Breaks, Funk) und ein Special Guest. Man darf gespannt sein!

Die letzte Tätowierung, die du dir hast stechen lassen?
Ein Portrait des Gitarristen Dimebag Darrell, der 2004 während einer Show seiner Band Damageplan erschossen wurde. Mir fällt gerade auf, dass es schon fünf Jahre her ist, dass ich unter der Nadel war. Danke für diese Frage, da muss unbedingt mal wieder was passieren!

9.4., 21 Uhr, 10th Birthday Bash – 10 Jahre Pitcher, Pitcher, Düsseldorf

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