Geheimnisvoller Ort – Eingeweihten vorbehalten

Düsseldorf ist eine saubere und aufgeräumte Stadt. Vielerorts. Und doch gibt es durchaus auch Orte hier, die man eher im tiefen Osten Deutschlands vermuten würde als im Herzen NRWs. Der Ort, der in diesem Text die Hauptrolle spielt, ist so einer. Daher wird er auch nicht näher lokalisiert. Er ist nämlich schlicht und ergreifend ein Kleinod. Eines, das man nicht mit allen teilen mag. Darauf gestoßen bin ich zufällig. An einem sommerlichen Sonntag radelte ich durch den Düsseldorfer Hafen, einfach so, weil ich lange nicht dort gewesen war. Am Wochenende ist der Hafen ein himmlischer Ort. Wo werktags der Zulieferverkehr durchbrettert, herrscht am Wochenende Ruhe und Leere. Das war am besagten Sonntag nicht anders.

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Foto: Alexandra Wehrmann

Irgendwann aber, an irgendeiner Ecke erklang plötzlich Musik. Sie kam eindeutig von oben und so wanderten meine Blicke das einst industriell genutzte Gebäude hoch. Das stand nunmehr offenbar leer und erfuhr alternative Nutzung. An der Fassade seilte sich ein Kletterer ab und landete wenig später sicher und wohlbehalten am Boden. Ich heftete mich kurzerhand an seine Fersen, streifte durch Gebüsch und erreichte kurz darauf das Innere der riesigen Halle. Die hatte auf den ersten Blick durchaus etwas von einem Museum. Hohe Räume, deren Wände über und über mit Graffiti versehen waren. Stahlträger, eine riesige Kabeltrommel. Auf dem Boden Müll, Pfützen und leere Sprühdosen (darin unterschied sich der Raum dann wieder von einem Museum).

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Foto: Alexandra Wehrmann

Über eine Treppe ging es nach oben. Jede Etage ein neuer Wow-Moment. Manche Geschosse lagen wie in der Dämmerung da. Andere waren vom Sonnenlicht hell erleutet. Manche hatten riesige kreisrunde Löcher im Boden, durch die ein normalgewichtiger Mensch durchaus geschätzte 15 Meter nach unten fallen könnte. Ich fiel nicht, erreichte stattdessen wenig später das Dach – und sah, wo die Musik herkam, die ich von unten gehört hatte. Eine Gruppe Jugendlicher hatte es sich mit einem Gettoblaster am Rande des Dachs bequem gemacht. Ein paar Meter weiter packten zwei Mädchen Picknick-Utensilien aus. Sie alle genossen diese fabelhafte Dachterrasse, für die man keinen Eintritt entrichten musste und auf der keine überteuerten Drinks gereicht wurden. Und die man vor allem nicht mit tausenden anderer Besucher teilen muss. Sondern nur mit einer Hand voll Eingeweihter.

1 Kommentar

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Na was für eine schöne Überraschng. Ich selbst war vor einigen Monaten auch in der Fabrik und habe dort viel fotografiert. Gerade die Halle mit den beiden Adlerköpfen fand ich sehr beeindruckend. Ich war allerdings alleine unterwegs und habe erst vor einiger Zeit erfahren, das es dort manchmal sehr turbulent zugeht. Eine kleine alternative Oase im normalen Großstadtdschungel. Zeigst du noch mehr Bilder?
Meine gibt es unter anderem hier: https://dosenkunst.wordpress.com/2015/10/16/ruheorte-papierfabrik-part-23/
Grüße aus Hessen nach Düsseldorf
Jörg

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