Till Kampfhenkel im Interview (2) – „Die Pansen-Pastete war nicht so unser Geschmack“

Go West? Von wegen! Till Kampfhenkel ist in seinem Leben fast ausschließlich nach Osten gereist. Besonders die ehemaligen Sowjet-Republiken haben es dem Düsseldorfer angetan. Klassische Sehenswürdigkeiten lässt er auf seinen Trips ganz bewusst links liegen. Stattdessen interessieren ihn die Skurrilitäten des Alltags: Rolltreppenwächterinnen, klapprige Busse, Hotels mit Personal, dem Servicementalität, wie man sie im Westen kennt, völlig fremd ist. theycallitkleinparis hat mit Till Kampfhenkel gesprochen.

Ihr habt mittlerweile zahlreiche ehemalige Sowjet-Republiken bereist, wart neben der Ukraine unter anderem in Georgien, Kasachstan oder Moldawien. Welche der zahlreichen Anekdoten erzählst du bis heute immer wieder gerne?
Die erste Einreise nach Transnistrien 2013 fand ich schon sehr ungewöhnlich. Damals wurden wir in ein Hotel gelotst, das offensichtlich für Touristen war. Zu der Zeit gab es in Tirastupol nur wenige Unterkünfte, in denen man als Tourist absteigen durfte. Die Rezeption war eine Art Hausmeisterloge. Dort saß eine durchaus stattliche Frau. Hinter ihr waren Regale, die überwiegend leer waren, auf ihrem Schreibtisch stand eine vertrocknete Pflanze. Mit unseren dürftigen Russischkenntnissen fragten wir, ob es auch ein größeres Zimmer gebe. Die Antwort lautete: Njet. Ob es warmes Wasser gebe. Njet. Ob es denn auch ein Restaurant gebe. Njet. Da wussten wir: Das Hotel ist genau unser Ding! Wir bekamen den Schlüssel mit einem total überdimensionierten Anhänger. Dazu eine Klopapierrolle ohne Kern mit hohem Sägespäne-Anteil. Und ein Stück Seife. Das war unsere Ausstattung für die Nacht. Das Hotel war ein unglaublicher Schrotthaufen. Im Flur standen ausgebaute Kloschüsseln, überall lagen Rohre herum. Die Gardinen in unserem Zimmer waren mit Büroklammern an einem Drahtseil befestigt. Weil zudem die Heizung nicht funktionierte, war es total kalt in der Hütte. Wir haben dann auswärts gespeist. Um die Ecke vom Hotel war ein Restaurant, da haben wir einen Schweizer Reggae-Musiker wiedergetroffen, den wir schon aus dem Zug kannten.
Beim zweiten Transnistrien-Besuch fünf Jahre später hatten wir auch ein bizarres Erlebnis. Es gibt in Transnistrien mittlerweile auch Restaurant-Ketten wie Mc Donalds oder Burger King, zum Beispiel eine Pizza-Kette aus Moldawien. Die Länder sind zwar verfeindet, aber Geschäfte macht man dann trotzdem. Als wir uns gerade hingesetzt hatten, fuhr eine Stretch-Limousine vor. So eine Nuttenschleuder, die sie einem Stretch-Limou-Verleih abgekauft hatten. Aber mit Standarten vorne dran. Mit transnistrischer Flagge. Als Begleitfahrzeuge zwei abgehalfterte S-Klassen. Männer in schlechtsitzenden Anzügen und mit Knopf im Ohr stiegen aus. Kurz darauf wurden, so mutmaßen wir, Politiker in die Pizza-Kette geführt. Stell dir vor beim Pizza Hut kommt eine Abordnung aus dem Bundestag rein. Unglaublich! Und wir durften das Schauspiel aus nächster Nähe verfolgen.
Insgesamt ist Transnistrien eher nichts für eine ganze Woche. Das ist ein Skurril-Fick für ein, zwei Tage. In Transnistrien musst du dich täglich registrieren. Aus Gründen, die hier nichts zur Sache tun, konnten wir bei der Ausreise keinen Registrierungszettel vorweisen. Transnistrien war zu der Zeit noch so, wie man sich ein russisches Straflager vorstellt. Man ist Bittsteller, der auf Knien vor dem Schalter rumrutscht und angeschrien wird. Die Geschichte endete damit, dass uns ein Staatsangestellter mit einem lächerlich großen Hut kurz vor Abfahrt unseres Zuges abgefangen hat, uns in ein Kabuff gelotst und eine „Bolshoi Straf“, also eine große Strafe, eingefordert hat. Jeder von uns musste umgerechnet vier Euro in transnistrischen Rubeln bezahlen, damit wir abfahren durften.

Normale Reisende interessieren sich ja in erster Linie für Sehenswürdigkeiten. Für tolle Bauwerke. Geschichtsträchtige Orte. Oder spektakuläre Landschaften. Das alles lasst ihr bewusst links liegen. Was interessiert euch auf euren Touren?
Das ist schnell erklärt. Mich interessieren die Endhaltestellengastronomien, die Plattenbau-Architektur und was am Kombinat los ist.

Plattenbauensemble in Taschkent, Foto: Till Kampfhenkel

Wo andere das Besondere suchen, interessiert dich also eher der Alltag. Wie funktioniert der? Und was läuft ganz anders als bei uns? Das versuchst du durch genaues Beobachten zu ergründen. Kannst du dafür mal ein Beispiel geben?
Die Rolltreppenwächterinnen sind ein gutes Beispiel. Die tun in vielen osteuropäischen Ländern Dienst. Egal ob du in Taschkent bist oder in Kiew: Meistens gibt es drei Rolltreppen, die zur U-Bahn führen. Zwei davon laufen, eine steht still. Unten, am Fuße der Rolltreppen, befinden sich zwei Häuschen, in denen die Rolltreppenwächterinnen sitzen. Das sind unserer Beobachtung nach fast immer Damen. Weiße Bluse, blauer Rock, Halstuch, Mützchen und, ganz wichtig, Schulterklappen. Neben sich haben sie jeweils ein Telefon, allerdings ohne Wählscheibe. Die Damen beobachten die Fahrgastströme und wenn sich dann im Berufsverkehr die Richtung des Fahrgaststroms umkehrt und mehr Fahrgäste ankommen als wegfahren, wird vielleicht eine zweite Rolltreppe nach oben zugeschaltet. Wahrscheinlich auf Befehl der Zentrale. Das sind, so jedenfalls unsere Vermutung, die Anrufe, die auf den Telefonen ohne Wählscheibe eingehen.

Die Ausflüge zu den Endhaltestellengastronomien hast du schon erwähnt. Sie sind mittlerweile fester Bestandteil eurer Reisen. Wie darf man sich das vorstellen?
Wir steigen in eine x-beliebige Straßenbahn ein und fahren bis zur Endhaltestelle. Dort gibt es eigentlich immer eine obskure Gastronomie, in die wir einkehren, um etwas zu trinken und zu essen. Vor Ort hängen meist handgeschriebene Schilder auf kyrillisch, die das Angebot ausweisen. Um die Schilder zu entziffern, reichen meine überschaubaren Sprachkenntnisse leider nicht aus. Selbst der Google-Übersetzer ist da meist am Ende seiner Möglichkeiten. Vom Bestellen hält uns das natürlich nicht ab. Bisher haben immer in alles wenigstens einmal reingebissen. Die Pansen-Pastete war dann allerdings nicht so unser Geschmack. Die mussten wir in einem vertrockneten Blumentopf neben dem Tisch entsorgen. Aber meistens ist es einfache, aber okaye Kost. Teigtaschen mit Pilzen, Kartoffeln, Kraut, die kurz in der Mikrowelle aufgewärmt werden. Kennst du zum Beispiel die georgischen Khinkali? Das sind Monster-Pelmeni. Da schwimmt das Hackfleisch in einer Fleischbrühe im Inneren der Teigtaschen. Das zu essen, ohne sich zu besudeln, ist eine spezielle Kunst. Die Georgier haben sie perfektioniert.

Eine der letzten Reisen führte euch nach Usbekistan. Wie war das?
Nett, aber ich müsste jetzt nicht unbedingt noch mal hin. Einer der Höhepunkte der Reise war das Melonenfestival in Xiva, in das wir einmal mehr völlig zufällig hineingeraten sind. Wir waren von der Hauptstadt Taschkent aus nach der ersten Übernachtung mit dem Nachtzug nach Xiva gefahren. Das ist eine Oasenstadt nahe der turkmenischen Grenze. Dort sind wir morgens ziemlich früh angekommen und haben im Hotel eingecheckt. Später sind wir in die Stadt gegangen und haben gesehen, dass überall Berge von Melonen aufgebaut wurden. An zahllosen Ständen, die an Messestände erinnerten, wurden Melonen aus unterschiedlichen usbekischen Städten und Regionen präsentiert. Die Stadt war rappelvoll. Als würden „Wacken“ und „Monsters of Rock“ gleichzeitig stattfinden. Und: Ja, die haben die Melonen auch verköstigt.

Melonenfestival Xiva, Foto: Till Kampfhenkel

War euch das vorher bewusst, dass die Melone in Usbekistan so eine wichtige Rolle spielt?
Nee, überhaupt nicht. Wobei: Mir ist schon aufgefallen, dass es beim Hotel-Frühstück, egal wie schlecht es war, immer Melonen gab. Und die haben immer top geschmeckt. Die Wassermelonen, die du in Deutschland bekommst, schmecken ja oft nach nichts. Aber in Usbekistan scheinen sie viel Sonne abzubekommen – und viel Liebe beim Anbau. Die schmecken wirklich fantastisch.
Die zweite Spezialität von Usbekistan ist Plow, das nationale Reisgericht des Landes. Es wird in einem riesigen Wok zubereitet. Reis, Gemüse und Gedöns – meist kommt oben noch Hammelfleisch drauf. Schmeckt fest immer super! Der Plow-Meister des Jahres 2023 war auch mit einem Stand auf dem Melonenfest in Xiva vertreten. Aber als wir ankamen, war der Plow leider schon aufgegessen. Es gab nur noch Melonen.

Ein Türöffner auf der Reise nach Usbekistan waren deine Bildschirmschoner auf dem Handy.
Das war ursprünglich eher ein Scherz. Ausgangspunkt waren die grotesken Fotos, die ich von den aktuellen Diktatoren und Potentaten im Netz gefunden hatte. Die Herren werfen sich ja gerne in seltsame Posen und lassen sich in traditionellen Gewändern ablichten. Ich dachte: Boah, sieht das lächerlich aus! Das nehme ich als Bildschirmschoner. Vor Ort habe ich dann bemerkt, welche Wirkung das hatte. Das wird bei Offiziellen nämlich durchaus gern gesehen. Deshalb bin ich dann dabei geblieben. Als wir aus Usbekistan für ein paar Tage nach Kirgisistan ausgereist sind, habe ich auch das Foto des Diktators ausgetauscht.

„Aufpassen musst du immer, wenn viel Alkohol getrunken wird“, Foto: Till Kampfhenkel

Seid ihr auf euren Touren denn auch mal in brenzlige Situationen geraten?
Aufpassen musst du immer, wenn viel Alkohol getrunken wird. Und das wird bei uns halt in feiner Regelmäßigkeit. Dann kann die Stimmung schon mal schnell von sehr fröhlich in sehr aggressiv umschlagen. Erst ist man beste Freunde und dann: eine falsche Betonung, eine falsche Vokabel, eine falsche Regung und die Stimmung kippt. In einer solchen Situation mussten wir tatsächlich mal aus einer Kneipe flüchten. Haben das Geld noch hingeschmissen und sind dann wirklich gerannt. Glücklicherweise kam gerade eine Bahn. Wir sind reingesprungen – und weg waren wir. Ist also nichts passiert. Aber wenn wir geblieben wären, wäre das sicher unangenehm geworden. Ich möchte in der Ukraine nicht in die Notaufnahme müssen, weil mir jemand die Zähne eingeschlagen hat.

Apropos Notaufnahme. Auf Reisen in ferne Länder fängt man sich ja auch mal gerne mal Krankheiten ein. Habt ihr schon mal eine Klinik oder Arztpraxis in Kirgisistan oder Moldawien von innen gesehen?
Nein, Gott sei Dank noch nicht. Da bin ich auch sehr froh drüber. Aber Apotheken mussten wir natürlich immer mal wieder aufsuchen. Als wir mit dem Nachtzug von Tiflis nach Jerewan fuhren, waren wir am Vorabend in Tiflis in der Sport-Gaststätte des Stadions gewesen und hatten uns den Dünnschiss unseres Lebens eingefangen. Wenn du den hast, möchtest du nicht im Großraum-Schlafwagen sein, mit 50 Leuten. Und du möchtest auch nicht auf einem Zug-Plumpsklo sitzen. Das ist Höchststrafe! Als wir nach dieser strapaziösen Tour in Jerewan angekommen waren, haben Joachim und ich uns dann zur Apotheke geschleppt und dort armenische Durchfall-Medikation bekommen. Lass es mich so sagen: Die hat die Sache zumindest nicht schlimmer gemacht.

Unangenehm können in fremden Ländern auch Begegnungen mit der Staatsmacht werden. Gerade wenn man der Sprache nicht wirklich mächtig ist und die Sitten und Gebräuche im Land nicht kennt.
Richtig. Da gibt es vieles, was man als Fremder einfach nicht wissen kann. In Kasachstan Beispielsweise darfst du dich im Speisewagen ins Koma saufen, in den Abteilen ist Alkohol hingegen strengstens verboten. Wir wussten das nicht und hatten lustig im Abteil gebechert. Die Herren von der Transportpolizei hatten dafür offenbar ein feines Näschen. Sie wirkten zunächst sehr streng, das große Buch der Strafen wurde aufgeschlagen. Ein Buch, in dem die Zahlen ziemlich viele Nullen haben. Unser Gespräch nahm dann allerdings eine überraschende Wendung, als sie hörten, wo wir herkamen. Sie wollten wissen, was ein gebrauchter Fünfer-BMW in Deutschland kostet. Wir haben es für sie nachgeschaut und spätestens da war das Eis gebrochen. Auf einmal war alles gut. Sogar das Bier durften wir behalten. Der restliche Alkohol, den wir dabei hatten, wurde konfisziert. Den haben sie sich wahrscheinlich hinter die Binde gekippt.

Mittlerweile habt ihr ja auch den Vorteil, dass du ein bisschen Russisch sprichst.
Ich habe diverse Russisch-Onlinekurse über Apps absolviert. Das war gar nicht so schlecht. Ich kann jetzt zumindest die Buchstaben lesen, das ist schon ziemlich hilfreich. Ganz wichtig sind natürlich Redewendungen. Hallo. Guten Tag. Danke. Bitte. Was kostet der Schaschlik? Haben Sie gezapftes Bier? So Sachen.

Auch das Gepäckstück, mit dem du seit vielen Jahren reist, ist mittlerweile eine liebgewonnene Tradition
Lidl hat einmal im Jahr schwarze Nylon-Taschen mit Rollen im Angebot. Die Taschen sind super, weil unauffällig, da vermutet keiner Reichtümer drin. Man sieht halt aus wie alle anderen. Die Nylon-Tasche kombiniere ich mit einer Plastiktüte, einem Jutebeutel oder einem ollen Rucksack. Da musst du keine Sorgen haben, dass jemand denkt, du hättest Geld. Wenn du die Nylon-Tasche über das Pflaster in Sofia oder in Lwiw ziehst, sind die Rollen irgendwann durch. Dann hole ich mir eine neue. Die letzte Tasche hat aber sogar drei Reisen in den Osten überstanden.

Bishkek, Kirgisistan, Foto: Till Kampfhenkel

In welchen Ländern, in welchen Situationen hast du gemerkt, dass du sehr deutsch bist?
Im Urlaub merke ich das eigentlich nicht. Lass es mich so sagen: Diese Urlaube bringen mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Wenn ich nach Hause komme und den Wasserhahn aufdrehe, freue ich mich total über die Tatsache, dass da Wasser rauskommt. Kalt UND heiß. Super! Und ich kann es trinken. Cool! Ich habe einen Kühlschrank, den ich befüllen kann. Das ist irre. Dinge funktionieren. In Osteuropa funktioniert ja nie etwas richtig. Es geht irgendwie, es wird improvisiert. Für zwei Wochen kann ich mich damit sehr gut arrangieren. Wenn ich es 365 Tage im Jahr hätte, würde es mich nerven. Würde ich in einem der vielen Länder, die ich bereist habe, leben wollen? Nein! Dafür tauge ich nicht. Dafür bin ich zu europäisch. Und auch einfach zu zufrieden mit meinem Leben hier. Ich weiß, was ich hier an unserem System habe. Natürlich gibt es auch Dinge, die mir nicht gefallen. Aber unterm Strich ist es okay. Solange ich noch bei guter Gesundheit bin, möchte ich so viel wie möglich von der östlichen Welt kennenlernen. Weil: Irgendwann ist sie verschwunden. Oder sie hat sich angeglichen. An den Westen. Oder an China. Von Usbekistan sind es zum Beispiel nur noch 400 Kilometer bis zur chinesischen Grenze. Das merkst du an der Kultur, an Autos, an Alltagsgegenständen – alles chinesisch. Es gibt immer noch irgendwo eine alte Tatra, einen alten Lada, alte Sowjetüberbleibsel. Aber alles, was neu ist, alles, was Aufbruch verheißt, ist chinesisch. Wirtschaftlich ist Usbekistan total auf China angewiesen. Wenn du so einen Giganten in der Nachbarschaft hast, willst du es dir mit dem natürlich nicht verscherzen. Es ist nett, wenn Frank-Walter Steinmeier auch mal nach Usbekistan reist, die guten Beziehungen lobt und die „Rheinische Post“ ein Foto abdruckt, auf dem der Bundespräsident usbekische Gebäckspezialitäten auf dem Rollfeld von Taschkent probiert. Süß! Aber das ist natürlich ein gespielter Witz. Die eigentliche Musik spielt weiter östlich. Im Moment versucht die Politik natürlich, auch Ländern wie Usbekistan das Russland-Embargo schmackhaft zu machen. Derzeit gehen ja sämtliche Waren über Usbekistan, Tadschikistan und Georgien nach Russland, nicht mehr vom Westen direkt. Die Ausfuhren in diese drei Länder haben sich um 400 Prozent erhöht, seitdem es das Embargo gibt.

Ich dachte immer, dass man in den ehemaligen Teilrepubliken insgesamt eher wenig Russland-Freund:innen finden würde.
Kasachstan hat sogar noch einen Bündnis mit Russland. Dort sind russische Soldaten stationiert. Als es im Kasachstan Unruhen gab, sind in der Hauptstadt Astana russische Eingreiftruppen eingerückt und haben für Ruhe und Ordnung gesorgt. Damit nicht irgendjemand auf die Idee kommt, den Diktator zu stürzen. Daran hat Russland kein Interesse. Schließlich haben die Kasachen Gas. Und Erdöl.

Angenommen, es gäbe Leser:innen, die eure Art zu reisen nachahmen wollen würden: Welches Land würdest du zum Einsteigen empfehlen?
Bulgarien. Nicht unbedingt den Goldstrand oder den Sonnenstrand. Aber Sofia ist zum Beispiel sehr interessant. Bulgarien ist Euro-Land. Das macht es einfach. Du brauchst kein Visum. Viele sprechen deutsch oder englisch. Mit russisch kommt man auch immer noch weiter. Im Bulgarien gibt es auch für mich bis heute noch viel zu entdecken. Irgendwelche Sowjet-Ehrenmale aus Sichtbeton. Die findet man aber, wie schon erwähnt, eher in der Provinz…

Welches ist das nächste Land, das ihr euch vornehmen möchtet?
Gerade arbeiten wir die Länder ab, die auf „tan“ enden. Das erste, das wir besucht haben, war Kasachstan. Super, aber so groß, dass es mit dem Zug schwer zu bereisen ist. Da haben wir sogar mal einen Inlandsflug gebucht. Kirgisistan fanden wir auch toll, da wollen wir nächstes Jahr wieder hin. Und versuchen dann auch, trotz kafkaesker Visa-Bedingungen, nach Turkmenistan einzureisen. Der aktuelle Diktator in Turkmenistan ist übrigens der ehemalige Zahnarzt vom vorherigen Diktator. Allein das ist für mich schon ein Grund, dorthin zu reisen.

Und hast du schon sein Foto auf dem Handy?
Nein, noch nicht. Ich glaube, das bringt Unglück. Da kümmere ich mich erst drum, wenn wir wissen, ob Turkmenistan klappt.

Teil eins des Interviews gibt es hier.

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