Martin Heck und Johanna Jacob im Interview – „Wir haben viel vor“

Oberbilk bekommt einen neuen Ausstellungsraum: Das NEBN Gallery + Rooms. In einer ehemaligen Metzgerei auf der Eisenstraße soll auf circa 140 Quadratmetern in Zukunft aber auch jenseits von Malerei, Fotografie oder Installationen einiges möglich sein. Lesungen beispielsweise, Co-Working, Stricktreffs oder Kundengespräche. Ausgedacht haben sich das Konzept Johanna Jacob und Martin Heck. theycallitkleinparis hat mit den beiden gesprochen.

Ihr eröffnet Ende April die NEBN Gallery + Rooms auf der Eisenstraße. Bitte erklärt kurz euer Konzept!
Johanna: Ein offener Raum in Oberbilk. Kunst für Oberbilk. Vorne Galerie und Showroom für Kunst. Hinten ein Raum zum Arbeiten, Präsentieren und für viele weitere Ideen. Dabei soll das Ganze fluide sein und miteinander verfließen können.

Aus welchen beruflichen Kontexten kommt ihr beide?
Johanna: Ich habe Psychologie studiert und war zunächst im personalpsychologischen und dann im erzieherischen Bereich tätig. Seit über einem Jahr arbeite ich jetzt für das Start-up OONIQUE, das Stricksets verkauft.
Martin: Ich bin gelernter Schreiner und Diplom-Designer für die Fachrichtung Fotografie. Seit 2006 bin ich selbstständig mit meinen selbst gestalteten Möbeln und dem Designen und Gestalten von Räumen.

Wann und wie seid ihr auf die leerstehenden Räume auf der Eisenstraße 91 gestoßen?
Martin: Wir wohnen seit einigen Jahren auf der Eisenstraße. Auf dem Weg zum Einkaufen sind wir immer wieder an den leerstehenden Räumen vorbeigelaufen. Das Fenster war bis oben mit Milchglas-Folie beklebt, man konnte nur erahnen, was sich dahinter verbirgt. Irgendwann haben wir versucht, uns gegenseitig Räuberleiter zu geben beziehungsweise an Laternenmasten hochzuklettern, um einen Blick in die Räume zu erhaschen.

Das hat ja offenbar funktioniert. Habt ihr denn zu der Zeit gezielt nach Räumen für einen Ausstellungsbetrieb gesucht?
Johanna: Nein, es war genau DIESE Räumlichkeit. Sie sollte es sein und sie hat uns gefunden.

In welchem Zustand waren die Räume, als ihr sie angemietet habt?
Martin: Die Räume wurden früher mal als Metzgerei genutzt und standen seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, leer. Sie waren in einem katastrophalen Zustand: Schimmel, schwarze Spinnweben, Wasserschäden – alles, was man sich Fieses vorstellen kann, gab es dort. Die Renovierung hat insgesamt acht Monate gedauert.

Für den 29. April, also den kommenden Samstag, ladet ihr nun zur Eröffnung von NEBN Gallery + Rooms und zur Vernissage von Zandra Zapsky ein. Was magst du über die Künstlerin und ihre Arbeiten vorab verraten?
Martin: Zandra kenne ich noch aus meinen Jugendjahren. So lange malt sie auch schon und stellt aus. Ich hatte sie immer im Hinterkopf. In ihren Bildern geht es viel um das Bild der Frau in unserer Gesellschaft und die Schwierigkeiten, denen Frauen ausgesetzt sind. Zandras Bilder sind sehr ausdrucksstark und intensiv.

Was ist ansonsten für die nahe Zukunft geplant?
Johanna: Wir haben viel vor. Ich komme zum Beispiel aus Köln und würde gerne eine Brücke dorthin schlagen. Wir möchten gerne Fotografien aus Köln von einem Kölner Fotografen in Düsseldorf ausstellen.
Martin: Aber auch weitere Künstler:innen von überall sollen bei uns Platz finden. Wir planen Buchveröffentlichungen. Eine befreundete Künstlerin arbeitet mit alten, bestickten Fotografien. Es steht viel an. Gerne können auch Künstler:innen auf uns zukommen. Wir freuen uns immer über neue Gesichter.

Offenheit gehört also zu eurem Konzept. Das heißt, ihr stellt nicht ausschließlich Leute aus, die ihr gezielt ausgesucht habt.
Martin: Der Raum steht einfach Künstler:innen offen, die mit uns gemeinsam ihre Ausstellung in unseren Räumlichkeiten – auch denen im hinteren Bereich, die man nicht direkt von der Straße sieht – planen möchten und eine Präsentationsfläche suchen. Über die Konditionen wird man sich dann schon einig.
Johanna: Dabei sollen Kunst und weitere Nutzungen sozusagen Hand in Hand gehen. Miete den Raum fürs Co-Working – und schau dir gleichzeitig Kunst an. Präsentiere deine Kunst und vielleicht suchst du noch einen ruhigen Raum für Kundengespräche oder eine exklusivere Präsentationsfläche. Genau das ist unser Plan.

Sind auch Veranstaltungen jenseits von bildender Kunst denkbar, also Lesungen, kleine Konzerte oder ähnliches?
Johanna: Ja klar. Konzerte nicht, wir nehmen ja Rücksicht auf die Anwohner:innen im Haus. Aber Lesungen, Kochevents, Stricktreffs – alles ist möglich!

NEBN Gallery + Rooms ist nach dem 1900 auf der Ellerstraße erst der zweite Ausstellungsraum in Oberbilk. Er könnte eine Klientel ins Viertel locken, die ansonsten nicht unbedingt hinter den Hauptbahnhof kommt. Stichwort Aufwertung. Gibt es diesbezüglich auch Bedenken, bei euch selbst oder Leuten aus dem Kiez?
Martin: Wieso Bedenken? Das ist ja gerade das Tolle! Wir haben früh zu Beginn einen QR-Code in die Scheibe gehängt, damit die Leute den Prozess auf Instagram verfolgen können. In kürzester Zeit haben wir festgestellt, wie viele Künstler:innen in Oberbilk leben und hier täglich vorbei gehen. Die Resonanz ist durchweg positiv. Viele bleiben beim Vorbeigehen stehen und erzählen, wie toll sie es finden, dass sich hier etwas tut. Wir ja auch!

29.4., 18-22 Uhr: Eröffnung NEBN Gallery + Rooms, Eisenstraße 91, Düsseldorf

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