Norika Nienstedt im Interview – „Facebook war mir eher unsympathisch“

Norika Nienstedt arbeitet seit über 50 Jahren als Künstlerin. Einen Preis hat sie in der Zeit nie bekommen. Das ändert sich in diesem Jahr. Die Düsseldorferin erhält den Kunstpreis der Künstler der „Grossen Kunstausstellung NRW“. Auch davon abgesehen werden ihre Arbeiten, seit sie sie bei Instagram zeigt, stärker wahrgenommen. theycallitkleinparis hat mit Norika Nienstedt gesprochen.

Norika, du bekommst in diesem Jahr den Kunstpreis der Künstler der „Grossen Kunstausstellung NRW“. Wie war deine erste Reaktion, als der Anruf von Michael Kortländer bei dir einging?
Freudiges, ungläubiges Staunen.

Wie hoch ist der Preis dotiert?
Ich werde 5000 Euro erhalten.

Wofür wirst du das Geld einsetzen?
Ich glaube, in Anbetracht der dunklen und unsicheren Teuerungszeiten werde ich die hohe Summe ganz einfach auf die hohe Kante legen, ein kleiner und hoffentlich wirksamer Schutz gegen Altersarmut.

Du machst seit über fünf Jahrzehnten Kunst, hast in dem Bereich aber nie einen Preis erhalten. Hast du denn außerhalb der Kunst mal etwas gewonnen?
Ja, mit 11 habe ich mal einen Vorlesewettbewerb in der Schule gewonnen.

Norika Nienstedt, Foto: Michael Jonas

Die Ausstellung „Die Grosse“ startet in diesem Jahr erst am 11. Juni. Wie viele Arbeiten von dir werden im Rahmen der Schau zu sehen sein?
Es wird sich um zwei große Wände handeln. Da die allermeisten Bilder von mir eher klein sind, kann da schon einiges zusammenkommen. Circa 80 Collagen, Zeichnungen und Prints werden es wohl werden.

Du sagst von dir selbst, dass du nie in die Sozialen Medien wolltest. Warum eigentlich nicht?
Bis vor dreieinhalb Jahren hatte ich noch nicht einmal ein Handy gehabt. Wenn mir meine Schwester ihres nicht geschenkt hätte, hätte ich vielleicht immer noch keins. Facebook war mir nach dem, was ich davon gehört hatte, eher unsympathisch. Zu viel Empörung und Wut.

Wie ist es heute mit dir und den Sozialen Medien?
Ich bin nur bei Instagram, weil meine Freundin Andrea Lehmann mir in der Pandemie dazu riet. Es passiere dort gerade viel mit der Kunst. Ich habe dann zu meiner Freude festgestellt, dass es auf Instagram kunstmäßig tatsächlich viel zu entdecken gibt, alle zivilisiert miteinander umgehen. Und nicht zuletzt hat mir das Sichtbarwerden einen großen Kreativitätsschub verpasst.

Bodhi Blätter, Copyright: Norika Nienstedt

Wie sind die Reaktionen auf deine Collagen bei Instagram?
Freundlich bis euphorisch und sie kommen aus aller Welt. Man darf sich nichts vormachen, da ist auch viel Oberflächlichkeit dabei, aber manche nehmen sich doch die Zeit für ganze Sätze und reflektierte Erläuterungen und erfreuen mich dadurch sehr.

Es gibt sogar prominente Fans. Rocko Schamoni zum Beispiel. Erzähl!
Wir folgen einander. Ich habe ja in den frühen Neunzigern ein paar Plattencover für ihn gemalt. Natürlich freue ich mich über sein Lob. Er war auch am Kauf einer Collage interessiert, der ist aber bisher noch nicht zustande gekommen.

Du lebst und arbeitest seit 40 Jahren in Düsseldorf, in einer Stadt, in der zahlreiche Künstler:innen sind. Wie schwierig ist es da, seinen Platz zu finden?
Sehr schwierig. Lustigerweise kam der jetzige kleine Schritt in Richtung Erfolg zu einer Zeit, als es mir ziemlich egal geworden war, ob mich die sogenannte Kunstwelt beachtet oder nicht.

Du hast schon als Jugendliche begonnen, dich künstlerisch auszudrücken, hast in einer Punkband gesungen, später Puppen genäht und Stofftiere gemalt. Irgendwann haben Collagen-Elemente in deine Zeichnungen und deine Malerei Einzug gehalten. Abgesehen von wenigen Ausnahmen sind deine Arbeiten Porträts. Was reizt dich als Künstlerin daran?
Mich reizt es, das Thema Porträt aus so vielen unterschiedlichen Blickwinkeln wie möglich zu betrachten.

Geisha, 2018, Analogcollage auf alter Postkarte, Copyright: Norika Nienstedt

Deine Collage-Arbeiten haben häufig etwas von Träumen, manchmal auch von unheimlichen. Bist du jemand, der sich an seine Träume erinnern kann? Dienen sie dir vielleicht sogar als Inspiration?
Ich kann mich oft sehr lebhaft an Träume erinnern, aber so richtig Einfluss auf die Bilder haben sie nur ganz selten. Es ist umgekehrt eher der Fall, dass ich von der Arbeit oder Ausstellungen träume. Meine geträumten Ausstellungen sind aber oft so fantastisch, dass sie nicht zu realisieren wären.

Was steht bei dir außer „Die Grosse“ dieses Jahr noch an?
Vorläufig nur die Kunstpunkte und mein 70. Geburtstag

Die Grosse: 11.6.-17.7. Museum Kunstpalast und NRW-Forum, Düsseldorf

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