Inges Idee im Interview – „Zu viert sind wir schon eine kleine Öffentlichkeit“

Es ist die Idee von Kunst im öffentlichen Raum, dass sie möglichst viele Menschen erreichen, vielleicht sogar ansprechen soll. Auch die, die sonst nicht in Galerien und Museen unterwegs sind. Wenn man sich so anschaut, was an Kunst im öffentlichen Raum rumsteht, kommt man allerdings schnell zu dem Schluss: Nicht jedes der Werke wird diesem Anspruch gerecht. Im Fall von „Haste Töne“, einem zum Plattenspieler umgestalteten Kreisverkehr in Monheim, ist der Plan hingegen eindeutig aufgegangen. Ersonnen hat die ganz wunderbare Arbeit die Berliner Künstlergruppe Inges Idee. Wir haben mit einem Mitglied der Gruppe gesprochen, mit Hans Hemmert.

Hans, Ende August wurde eure Arbeit „Haste Töne“ eingeweiht, für die ihr einen Kreisverkehr in Monheim als gigantischen Plattenspieler gestaltet habt. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit der Stadt?
Wir hatten an einem Wettbewerb für einen anderen Kreisverkehr teilgenommen, der ebenfalls in Monheim ist. Den hat allerdings ein anderer Künstler gewonnen. Einige Monate später bekamen wir dann einen Anruf von der Stadt Monheim. Sie fragten, ob wir unseren Entwurf, den sie toll fänden, nicht an einem anderen Kreisverkehr realisieren wollten.

Das wolltet ihr ja dann offensichtlich. Hat der Plattenspieler oder allgemeiner gefasst das Thema Musik denn in irgendeiner Weise einen konkreten Bezug zur Stadt?
Nee, nur zum Kreisverkehr. Das reicht ja, oder?

Monheim plant für das kommende Jahr ein weiteres Kreisverkehr-Kunstwerk. Der Düsseldorfer Künstler Thomas Stricker möchte dort etwa zwölf Mal im Jahr einen künstlichen Geysir ausbrechen lassen. Seine Arbeit polarisiert bereits im Vorfeld sehr stark. Wie ist das Feedback auf „Haste Töne“, können die Monheimer damit mehr mit anfangen?
Richtig, Stricker war der Künstler, der den Wettbewerb zu dem anderen Kreisverkehr gewonnen hat. Und zur Frage: Nein, zu unserem Plattenspieler haben wir noch nichts Negatives gehört.

Inges Idee gibt es bereits seit 1992. Die Gruppe besteht aus vier Künstlern: Axel Lieber, Thomas A. Schmidt, Georg Zey und dir. Wie kamt ihr darauf, gemeinsame Sache zu machen?
Wir kennen uns vom Studium und arbeiten neben der Gruppe alle auch als Solo-Künstler. Was die gemeinsame Arbeit angeht: Zusammen ist es oft einfacher, mit so großen, für Künstler ungewöhnlichen Summen umzugehen, das Risiko einzugehen und so weiter. Des weiteren geht es bei Kunst im öffentlichen Raum ja darum, dass möglichst viele, vielleicht sogar alle es verstehen können. Es gilt also, eine Art Konsens im Visuellen zu finden, mit der jeder auf der Straße etwas anfangen kann. Zu viert sind wir schon eine kleine Öffentlichkeit und können die Ideen innerhalb unserer Gruppe kontrovers diskutieren.

Du hast es schon erwähnt: Neben der Arbeit mit Inges Idee geht ihr alle vier auch eigenen künstlerischen Arbeiten nach. Handelt es sich dabei auch um Kunst im öffentlichen Raum?
Nein, als Solokünstler machen wir alle vier Kunst, die in Galerien und Museen gezeigt wird.

Ihr habt Projekte in Stockholm, Toronto oder Singapur realisiert. Inwiefern beeinflusst es eure Arbeit, ob das Kunstwerk für eine große Metropole gedacht ist oder – wie im Fall von Monheim – für die Provinz?
Das hat auf die Arbeit keinen Einfluss, wichtig ist vielmehr der Ort selber. Der Kreisverkehr hätte durchaus auch in einer größeren Stadt sein können. Wir versuchen halt immer, den Kontext zu verstehen und uns davon leiten zu lassen.

Seid ihr selber bereits mit dem Auto durch „euren“ Kreisverkehr gefahren?
Ich selber nicht, weil ich zur Einweihung der Arbeit nicht in Monheim war. Aber vielleicht Georg oder Thomas, die waren nämlich beide da. Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, dass es lustig ist, einen so alltäglichen, banalen, langweiligen Akt wie das Passieren eines Kreisverkehrs durch einen visuellen Eingriff zu etwas Bewussterem zu machen.

Wer ist eigentlich Inge, die eurer Gruppe ihren Namen gab?
Der Name entstand im Laufe eines Abends mit etwas zu viel Bier. Wir wollten damals auf jeden Fall das Wort „Idee“ im Namen haben und suchten noch etwas, das das ergänzen könnte. Inge gefiel uns – zum einen, weil der Name so altmodisch ist. Und weil es ein Frauenname ist und wir halt vier Männer sind. Inge ist also die Mutter aller Ideen von uns.

Die Arbeit „Haste Töne“ befindet sich an der Bleer Straße in Monheim, unweit der Stadtgrenze zu Leverkusen.

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