Jorge Miranda (San Borondón) im Interview – „Ich finde die Bolkerstraße furchtbar“

Jorge Miranda stammt von der Urlaubsinsel Gran Canaria. Vor nunmehr fünf Jahren kam der Spanier nach Düsseldorf. Grund: der schwierige Arbeitsmarkt in seiner Heimat. Miranda ist Nuklearmediziner. Das allein wäre schon ein Grund, ihn an dieser Stelle einmal vorzustellen. Beim Interview geht es aber in erster Linie um seine Band, San Borondón. Die hat ein Lied über eine Düsseldorfer Straße verfasst, die, nun ja, mindestens polarisiert. Worum genau geht es in „La Bolkerstraße“? Und warum benennt man seine Band nach einer Insel, die nur der Legende nach existiert? Fragen, mit denen theycallitkleinparis Jorge Miranda konfrontiert hat.

 

Seit wann gibt es San Borondón? Und wonach habt ihr euch benannt?
San Borondón ist so etwas wie das spanische Atlantis. Sie gilt als isla mágica, als magische Insel. Eigentlich gibt es nur sieben kanarische Inseln. Auf alten Seekarten aber taucht eine achte auf: San Borondón. Manchmal soll sie am Horizont zu sehen sein, westlich von La Palma und El Hierro, weit draußen im Atlantik. Besagen jedenfalls Gerüchte. Der Name passt deshalb so gut, weil San Borondón als Side-Projekt begonnen hat. 2012 habe ich, damals noch auf Gran Canaria, mit Hilfe von ein paar Freunden eine Platte aufgenommen. Eine Band gab es damals nicht, San Borondón war sozusagen mein Projekt. Einige Jahre später habe ich fast im Alleingang eine zweite Platte eingespielt. Dann war erst einmal Pause. Seit Kurzem gibt es San Borondón jetzt in neuer Formation mit Joachim Stieger am Schlagzeug und Daniel Neumann am Bass. Ich schreibe nach wie vor die Songs, aber wir arbeiten gemeinsam daran. Das Ganze funktioniert jetzt eher wie eine Band – und ich hoffe, das bleibt auch so.

Wie habt ihr zusammen gefunden?
Wir spielen in exakt der gleichen Besetzung schon seit mehr als einem Jahr als Moritz Löser zusammen. Da machen wir allerdings deutsche Texte, Daniel und ich tauschen bei San Borondón sozusagen die Rollen. Die deutschen Texte kommen von ihm. Auch mit Moritz Löser möchten wir bald aufnehmen und live spielen, aber jetzt konzentrieren wir uns erst mal auf San Borondón.

Wie würdest du den Sound von San Borondón beschreiben?
Wir machen einfach Songs. Einfache Songs. Es kann sein, dass die nächste Platte elektronisch ist. Nee, das jetzt vielleicht nicht. Aber wie es klingt, ist eigentlich egal. Es soll nur nicht zu rockig sein und nicht zu zart. Und nicht zu punkig.

Schreibst du ausschließlich spanische Texte?
Ich habe früher auch einige Songs auf Englisch als Green.Means.Love und Pedro Barba geschrieben. Aber das ist vorbei. Spanisch ist meine Muttersprache. Es ist deutlich schwieriger, auf Spanisch zu schreiben, ähnlich wie auf Deutsch. Aber am Ende habe ich eine Verbindung zu den Songs, die ich beim Englischen nicht habe.

Wie viele Auftritte habt ihr bisher in Düsseldorf absolviert?
Als Band haben wir nur beim „Feedback Vol. 2“ auf dem Paul-Klee-Platz und bei „Off Church“ in der Christuskirche gespielt. Außerdem bin ich ein paar Mal solo aufgetreten, unter anderem in der Kassette.

Was ist für die nahe Zukunft an Gigs geplant?
An Gigs erst mal nichts, da wir gerade mit den Aufnahme für die neue Platte anfangen. Wir werden wahrscheinlich nach dem Sommer erst wieder live spielen.

Ihr habt der altstädtischen Bolkerstraße einen Song gewidmet. Worum geht es im Text? Ich meine, die Worte „fiesta“ und „bar“ aufgeschnappt zu haben.
In dem Song geht es gar nicht um die Bolkerstraße. Oder zumindest nicht um das, was man normalerweise von der Bolkerstraße erwartet. Mehr möchte ich dazu aber nicht verraten. Ich habe den Text bewusst doppeldeutig angelegt. Man könnte denken, es gehe um eine Partynacht. Dabei geht es in Wahrheit um etwas ganz anderes.

Viele Düsseldorfer mögen die Straße nicht. Zu viele Junggesellenabschiede. Und auch sonst wenig, was einen guten Abend garantiert. Gehst du denn gerne hin?
Ich finde die Bolkerstraße furchtbar. Wobei: Die Pommes sind echt lecker. Mit Joppiesauce. Das erste Mal, als ich die Bolkerstraße gesehen habe, konnte ich es nicht glauben. In meiner Heimat Gran Canaria gibt es in den touristischen Orten viele Straßen oder Viertel, die genau so aussehen. Ich dachte immer ‚Warum bauen die das so? Für die Touristen?‘

Wo gehst du denn in Düsseldorf gerne aus?
Ich bin nicht viel nachts unterwegs in Düsseldorf. Ab und zu besuche ich Konzerte, auch in Köln. Und um ein Bier zu trinken, mag ich die Brauerei Kürzer und die Kassette in Oberbilk.

Wie lange lebst du schon in Deutschland?
Ich wohne seit Ende 2013 in Düsseldorf. Meine Frau und ich hatten unsere Weiterbildung abgeschlossen. Leider sah es auf dem spanischen Arbeitsmarkt nicht gut aus. Aus diesem Grund sind wir nach Deutschland umgezogen.

Im wahren Leben bist du Nuklearmediziner und arbeitest an einer Klinik in Mönchengladbach. Wie darf man sich deinen Arbeitsalltag dort vorstellen?
Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Es gibt wenig tägliche Routinen. Bei unserer Arbeit geht es – ähnlich wie bei den Radiologen – um diagnostische Bildgebung. Dabei ist unser Kontakt zu den Patienten ein engerer als bei den Radiologen.

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