Es gibt viele Dinge, die man gut und gerne alleine tun kann. Wandern zum Beispiel. Auch Ausstellungs- oder Saunabesuche funktionieren prima ohne Begleitung. Beim Essen ist es, jedenfalls nach meinem Gefühl, anders. Wenn ich Menschen sehe, die – jenseits eines schnellen Mittagsmahls – alleine im Restaurant sitzen, macht mich das immer ein bisschen traurig. Manchmal bin ich versucht, mich zu ihnen zu setzen, sie zu fragen, wie es schmeckt. Und überhaupt, ob das Leben es gerade gut mit ihnen meint. Vielleicht ist das der Ausgangspunkt von „In 80 Häppchen um die Welt“. Die Idee trage ich schon viele Jahre mit mir herum. Im April wird sie nun endlich in die Tat umgesetzt. Das mache ich – ähnlich wie das Essen – nicht allein, sondern gemeinsam mit einer waschechten Expertin in Sachen Genuss: Steffi Fiedler. Steffi betreibt seit 2009 das Foodblog weeatfine, auf dem sie regelmäßig Rezepte aus ihrem alltäglichen Leben mit ihren Leser:innen teilt.

Auch bei „In 80 Häppchen um die Welt“ geht es, der Titel legt es bereits nahe, ums Essen. Um Essen, um Miteinander, um Austausch. Im Rahmen der Veranstaltung treffen sich, so unser Plan, Menschen aller Couleur, um gemeinsam Spezialitäten und Gerichte aus allen Winkeln der Welt zu genießen. Bei jeder Ausgabe – angedacht sind drei bis vier pro Jahr – steht die Küche eines Landes oder einer Region im Mittelpunkt. Das kann Georgien sein, Costa Rica, ein Schweizer Kanton oder ein Landstrich in den Pyrenäen. Anders als im Restaurant setzen sich die Besucher:innen aber nicht an einen fertig gedeckten Tisch und lassen sich bewirten. Stattdessen bringen alle eine selbst zubereitete Spezialität aus dem jeweiligen Land/der jeweiligen Region mit. Wer es nicht schafft, etwas vorzubereiten, kann stattdessen vorab auch einen Betrag von 10 Euro in die „80 Häppchen“-Kasse zahlen. Das so eingespielte Geld wird umgehend in entsprechende Köstlichkeiten reinvestiert.
Für die kulinarische Premiere am 10. April 2025 haben Steffi und ich ein Thema gewählt, das bei uns beiden – und vermutlich auch bei vielen anderen, die hierzulande groß geworden sind – über die Maßen positiv besetzt ist: Abendbrot. Allein das Wort. So wunderbar! Brot für den Abend. Für jenen Moment, wenn die Mühen des Tages geschafft sind, wenn die Sonne langsam hinter dem Horizont versinkt und die Entspannung das Ruder übernimmt. Steffi beschreibt das Abendbrot ihrer Kindheit so: „Tomaten, noch warm von der Sonne, aus dem Garten gepflückt. Hagebuttentee. Freitags immer Baguette, frisch aus Frankreich.“ Dazu sogenannte „Rollos“, kleine Kinderwurstscheiben, die sie mit unterschiedlichsten Dingen liebevoll befüllte und aufrollte. Letztere fehlen in meiner Erinnerung, aber den Hagebuttentee gab es auch bei uns daheim, in der Siedlung am Rande des Waldes. Dazu Soleier, Toasts mit Scheibletten, Wiener Würstchen und saure Gurken. Vieles davon wird, so unser Versprechen, auch am 10. April auf die Tische kommen. Letztere bieten übrigens Platz für insgesamt 25 Gäste. Und damit wären wir bei den Räumlichkeiten.
Stattfinden werden die gemeinsamen Abendmahle an wechselnden, mit Bedacht gewählten Orten. Das kann eine Kirche sein, ein lauschiger Hinterhof, eine Dachterrasse weit oben über der Stadt, vielleicht auch mal eine Schutzhütte mitten im Wald. Für die erste Ausgabe zum Thema Abendbrot steigt an einem Ort, der im düsseligen Dorf noch vergleichsweise unbekannt ist: einen Ort mit dem vielversprechenden Namen „Das Berndseinzimmer“. Dahinter verbirgt sich die ehemalige Kantine einer Schreinerei an der Birkenstraße in Flingern. Auf den 2.500 Quadratmetern Gesamtfläche, auf denen früher viele Späne fielen, residiert seit vergangenem Jahr das Maschinendorf, ein Makerspace mit Arbeitsflächen und Maschinen für Kreative, Handwerker:innen und Künstler:innen. Nach einem mehrjährigen Winterschlaf wird die ehemalige Kantine mit den rot gestrichenen Tischen und den grünen Sitzbänken nun in ihrer ursprünglichen Funktion – als Treffpunkt, als Ort zum Essen und zum Verschnaufen – wiederbelebt und wir sind sicher, dass ihr, wenn ihr „Das Bernd“ betretet, genauso schockverliebt sein werdet, wie wir es bereits sind. Den Rest werden dann die Speisen besorgen.
10.4.2025, 18:30 Uhr: In 80 Häppchen um die Welt/#1 Abendbrot, das Berndseinzimmer im Maschinendorf, Birkenstr. 23, Düsseldorf, Anmeldung unter salut@theycallitkleinparis.de und hello@weeatfine.com, Kosten: 8 Euro (inklusive Begrüßungsdrink), 18 Euro (ohne Beitrag zum Abendbrot), bitte gebt bei der Anmeldung an, was ihr zu essen mitbringen werdet! Getränke (Wasser, Bier, Bionade) können vor Ort für kleines Geld erworben werden. Wer speziellere Wünsche hat, kann sich seine Drinks aber auch gerne selber mitbringen.
Leser:innen-Feedback
„Meine liebste Abendbrot-Zutat waren die von meiner Mutter selbst gemachten Essigpflaumen. Da ich die nicht vorrätig habe, werde ich mir was anderes überlegen. Eine sehr schöne Idee!“
Petra