Lukas Philipp Schulz im Interview – „Das Freibad ist ein Ort der Sehnsucht“

Am vergangenen Samstag ist im NRW-Forum eine Gruppenausstellung gestartet, in der 44 Gestalter:innen Werke zum Thema Freibad zeigen. Kuratiert hat die Schau Lukas Philipp Schulz. Der 32-Jährige, der aus dem Ruhrgebiet stammt, hat an der Hochschule Düsseldorf studiert. Die „Freibad“-Ausstellung ist seine Masterarbeit in Exhibition Design. theycallitkleinparis hat mit Schulz gesprochen.

Lukas, wenn du den Begriff Freibad hörst, welche Bilder erscheinen dann vor deinem geistigen Auge? Welche Gerüche hast du in der Nase?
Mir gehen Bilder wie die einer behaarten Brust mit goldener Trillerpfeife oder Pommes mit viel zu viel Gewürzmischung durch den Kopf. Und ich habe den Geruch von Sonnencreme in der Nase.

Am 8. Mai ist die von dir kuratierte Ausstellung „Freibad“ im NRW-Forum gestartet. Momentan darf das Haus am Ehrenhof allerdings wie alle anderen Düsseldorfer Museen nicht besucht werden. Was macht das mit dir, mit euch, die ihr die Schau organisiert habt?
Einerseits bin ich traurig, gerade weil so gut wie alle Arbeiten extra für die Ausstellung entstanden sind und nun nicht im NRW-Forum gesehen werden können. Auch wenn ich seit Monaten damit gerechnet habe, ist das sehr ernüchternd für mich. Auf der anderen Seite bin ich extrem beeindruckt von allen Ausstellenden, meinem Team und auch vom NRW-Forum, das sich trotz des Risikos, nicht öffnen zu können, so viel Mühe gegeben hat.

Wie entstand überhaupt die Idee, dem Freibad eine Ausstellung zu widmen?
Ein Besuch im Museum soll sich nicht immer nach Schule oder Arbeit anfühlen. Es soll ein Ausflug sein. Etwas, auf das man sich freut und bei dem man eventuell auch nicht weiß, was einen erwartet. Da das Freibad momentan für viele ein Ort der Sehnsucht ist, gerade zu Zeiten von Covid, aber auch nach dem langen Winter, fand ich es einfach spannend, wie kreative Menschen aus verschiedenen Disziplinen damit umgehen. Ich sehe das Freibad als Ort der Zusammenkunft. Es zeigt uns einen Querschnitt durch die Gesellschaft. Das wollte ich gerne ins Museum übertragen. Ich kuratiere ja keine fertigen Arbeiten, sondern Personen, die meiner Meinung nach in Düsseldorf auf ihrem Gebiet herausragen. Einige Arbeiten habe ich erst vor ein paar Tagen zum ersten Mal gesehen. Das macht die Ausstellung so spannend.

Michèle Caspers: Blu Plunge, 2020, Copyright: Michèle Caspers

44 Gestalter:innen sind an der Schau beteiligt. Wonach hast du sie ausgewählt?
Wichtig war es mir, die Bubble zum Platzen zu bringen. Nicht nur meine eigene, die überwiegend aus ehemaligen Kommilitonen der Hochschule besteht, sondern auch die der Ausstellenden. Ich möchte Leute miteinander verbinden und aufeinander aufmerksam machen, die sich vielleicht sonst nicht über den Weg gelaufen wären. Und ich möchte den Besucher:innen mit der Ausstellung wie schon gesagt einen Querschnitt durch die Szene zeigen, ähnlich wie im Freibad.

Das Spektrum dessen, was gezeigt wird, ist breit. Es reicht von Illustration, Fotografie und Malerei über Keramik, Objektkunst, Mode, Produkt-, Schmuck- und Möbeldesign bis hin zu Videokunst, Augmented Reality und digitaler Animation. Kannst du mal zwei, drei Beispiele geben dazu, wie die Designer sich dem Thema Freibad genähert haben?
Nur drei? Okay. Da gibt es zum Beispiel die Arbeit von Annette Jacobs. Sie verbindet die digitale Welt mit der realen und holt über Augmented Reality Personen ins Museum die Ballspielen oder sich unter Sonnenschirmen ausruhen. Allgemein bin ich Fan von all den Arbeiten, die es ohne das Thema nicht gegeben hätte. Malte van der Meyden macht hier in Düsseldorf Kerzen. Das Thema hat ihn dazu inspiriert, schwimmende Kerzen zu fertigen. Bei ihm ist mein Plan voll aufgegangen. Und nicht zuletzt Harald Schaack. Er ist für seine Arbeit nach draußen gegangen und hat Aufnahmen in einem Schwimmbad gemacht. Seine Arbeit passt super zur Plattform, die das NRW-Forum bietet. Er zeigt keine klassische Fotografie, sondern einen Laserscan, der für eine surreale Darstellung des Freibads sorgt.

Lukas Philipp Schulte, Foto: Marvin Hillebrand

Das Freibad ist ein Ort, den viele Menschen gedanklich mit ihrer Kindheit und Jugend verbinden. Welche Erinnerungen verbindest du selbst mit dem Freibad?
In meiner Kindheit waren meine Freunde und ich immer die ersten und die letzten im Freibad. Kurz vor Badeschluss konnte man sich beim Bademeister einen blauen Sack abholen und die Wiesen von Müll befreien. Zum Dank hat man eine Freikarte für den nächsten Tag bekommen. Auch meinen allerersten Kuss habe ich im Freibad bekommen.

Und heute, besuchst du da auch noch ab und zu ein Freibad?
Ich bin hin und wieder noch in Freibädern unterwegs, meistens im Urlaub. Wir reisen mit dem Auto durch Europa und halten an zu heißen Tagen auch manchmal im Freibad und kühlen uns dort ab.

Geplant ist die Ausstellung bis zum 30. Mai. Habt ihr die Hoffnung, dass in dem Zeitraum wieder Menschen ins Museum können?
Ich glaube es ist meine Pflicht, dass ich die Hoffnung nicht verliere.

Inwiefern werdet ihr die Schau beziehungsweise das Rahmenprogramm in den virtuellen Raum verlegen, gibt es da Pläne?
Neben Fotos und einer Video-Führung haben wir auch einen Dronenflug geplant. Eventuell wird es auch einen Fotoscan der Ausstellung geben.

Freibad: bis 30.5. NRW-Forum, Düsseldorf

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