Klänge einer Welt im Wandel. Das Approximation Festival

Drei Tage, acht Konzerte, dazu diverse DJ-Sets: Das ist das Approximation Festival 2024. Zwischen dem 23. und 25. Mai präsentiert Kurator Volker Bertelmann im Düsseldorfer FFT einmal mehr Musik, die Zukunft und Tradition vereint und nach einer Welt im Wandel klingt. theycallitkleinparis mit einigen Empfehlungen.

Jan Jelinek ist für Approximation-Gäste kein Unbekannter: Er war im Duett mit Masayoshi Fujita bereits 2011 zum Festival nach Düsseldorf eingeladen. Wo seinerzeit elektronische Klänge und Vibraphonspiel aufeinandertrafen, steht das diesjährige Konzert Jelineks ganz im Geiste der Verbindung von Musik und Kunst, Musik und bewegtem Bild. Jelinek ist seit Ende der 1990er Jahre eine der faszinierendsten Figuren der Berliner Electronica-Szene und gilt als Pionier der Microhouse- und Clicks & Cuts-Effekte. Seine besondere Kunst besteht darin, aus bis zur Unkenntlichkeit abgemischten Samples alter Rock- und Jazzplatten und Transformationen von Klangfragmenten aus verschiedenen Aufnahmegeräten wie Tonbandgeräten, digitalen Samplern und Mediaplayern beeindruckende elektronische Klangcollagen zu schaffen. Alle Klänge werden zerlegt, aufgespalten und neu zusammengesetzt, um in abstrakten, sich wiederholenden Schleifen neues Leben zu gewinnen. Jelineks Arbeiten reichen von Field-Recording-Collagen über elektroakustische Musik bis hin zu minimalistischem Drone. Allen gemeinsam ist, dass sie live aus Samples und Klangfragmenten komponiert sind. Nach vielen Kollaborationen ist Anfang Mai unter dem Titel „Social Engineering“ ein weiteres Soloalbum erschienen, auf dem Jelinek Textfragmente aus Phishing-E-Mails verarbeitet.
Jan Jelinek: 24.5., 21 Uhr

Jan Jelinek, Foto: Omar Sverrisson

Gibt es so etwas, wie das pure Approximation-Gefühl? Kelly Moran hat sicher tausend andere Dinge im Sinn, wenn sie ihre Musik erschafft. Doch ihr präpariertes Klavier mit Objekten auf den Saiten, seine Kopplung an digitale Elektronik und ihre post-avantgardistischen, romantischen Kompositionen könnten den Nukleus des Festivals tatsächlich definieren. Und dies bedeutet zweifelsfrei auch, dass die Musik der Amerikanerin nicht berechenbar ist. Oft scheint es, ihre Musik stelle sich selbst auf die Probe, würde dem Ansatz, der Idee gleich einen Gegenentwurf mitliefern.
Kelly Moran: 24.5., 20 Uhr

JFDR heißt mit vollem Namen Jófríður Ákadóttir und kommt von einer Insel, die viele tolle Musiker:innen hervorgebracht hat: aus Island. Ihre Melodien orientieren sich an Harmoniefolgen des Folk und treffen auf Strukturen der Minimal Music. Manche Songs von JFDR könnten von einer Spieluhr in Bewegung gesetzt worden sein, aber die junge Isländerin sucht nicht nach formalen Strukturen. Wo ihr Vater Áki Ásgeirsson die sonischen Landschaften seiner experimentellen Musik mithilfe des Computers erschafft, führt ihr Weg zwischen Innerlichkeit und Sehnsucht zur Hoffnung auf Erfüllung. Dieser Suche spürt man nach, bleibt ihrer Stimme, ja, ihrem Atmen sehr nah, selbst in den rhythmisch akzentuierten Stücken. Klingende Intimität wird zum Zwiegespräch, wo sie sich selbst am Piano begleitet und man erstaunt feststellt: Mehr braucht es nicht.
JFDR: 25.5., 20 Uhr

Die Kölnerin AMSL versteht sich darauf, Beats flirren zu lassen. Seit 2019 legt sie regelmäßig auf, nach und nach entwickelte sie eine Liebe zu ambienten Klängen, zu Feldaufnahmen, Geräuschen und dem gesprochenen Wort, welche ihre rhythmischen Landschaften bevölkern und beleben. Die ehemalige Schlagzeugerin gestaltet ein Miteinander aus Organischem wie Artifiziellem, einst in ihren Radioshows, heute als Mitglied der DJ-Crew E.P.I.Q.. Ob sie im Kollektiv oder allein Genregrenzen hinter sich lässt, stets schwebt AMSL zwischen digitalen Breakbeats und traditionellen Perkussions, zwischen Groove und Experiment.
AMSL: 25.5., 22 Uhr

Tolouse Low Trax, Foto: Foto: Justin Westover

Der Salon des Amateurs war über viele Jahre die Home Base des Approximation Festivals. Kaum ein Name steht so sehr für die künstlerische Ausrichtung und Ausgestaltung des Salons, wie der von Detlef Weinrich aka Tolouse Low Trax. Weinrich ist Mitglied der Düsseldorfer Band Kreidler, absolviert weltweit gefeierte DJ-Sets und veröffentlicht Musik. Stets ein Forschender, der, das Aktuelle in Auge und Ohr, nach Wahrheiten und prägenden Klangerlebnissen sucht, bahnte er sich zwischen rhythmischer Herausforderung und melodischer Grazie seinen eigenen Weg. Dabei besitzt er die seltene Fähigkeit, Menschen für ihnen gänzlich unbekannte Musik zu begeistern. Die Menge derer, die etwas hören, weil sie es „von Detlef kennen“ muss von beachtlicher Größe sein. Vielleicht ja etwas, dass ihn wie auch das Approximation auszeichnet.
Tolouse Low Trax: 25.5., 22 Uhr

Tickets gibt es hier. Erworben werden können entweder Tagestickets oder ein Festivalticket für alle drei Tage.

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