32 Grad Wassertemperatur. Das neue Allwetterbad

Das Allwetterbad Flingern war ein Teil meiner Kindheit, meiner Jugend, meines Erwachsenen-Lebens. In meiner Erinnerung ist es untrennbar verbunden mit Kühltaschen im 70er-Jahre-Dessin, dem Geruch von Sonnenmilch und Chlor und unzähligen Wassereis. Mit der Eröffnung des neuen Kombi-Bads am 1. März ist dieses Kapitel nun endgültig vorbei.

Als das Bad am Flinger Broich am 4. September 2016 zum letzten Mal vor der Rundumerneuerung seine Pforten öffnete, war natürlich klar, dass das Allwetterbad 2.0 ein gänzlich anderes Gesicht haben würde als das heiß geliebte alte. Obwohl ich also weder naiv noch unvorbereitet war, stieg beim Anblick des neuen Baus ein Unwohlsein in mir auf. Die bunt besprühten Wände am Eingang, der gläserne Kasten, an dem der Eintritt entrichtet wurde, die metallenen Drehkreuze, durch die man das Bad verließ, der Waschbeton-Charme – alles weg. An seiner Stelle: ein praktischer, moderner Flachbau. Davor: jede Menge Parkplätze. Man kann jetzt mit dem Auto quasi direkt an den Beckenrand fahren.

Am Eingang grüßt eine freundliche Frau im sommerlichen Blumenkleid. Zu den Außentemperaturen mag das nicht so recht passen (denke ich jedenfalls zu dem Zeitpunkt noch). Die morgendlichen Temperaturen lagen knapp über dem Gefrierpunkt, weshalb ich für mein Teil Mütze und Handschuhe reaktiviert habe. Im Eingangsbereich des neuen Bades ist der Boden bereitet für die offizielle Eröffnung mit geladenen Gästen. Die Stehtische sind mit weißen Decken überzogen, auf denen Blumenschmuck platziert wurde. Sektgläser und Kaffeetassen stehen in großer Anzahl bereit. Erste geladene Gäste warten auf das, was da kommt (Ansprachen von OB Geisel und weiteren Funktionsträgern). Bis es so weit ist überbrückt ein Maskottchen mit Faxen.

Roland Kettler hat für den großen Tag einen dunkelgrauen Anzug gewählt. Der Geschäftsführer der Bädergesellschaft Düsseldorf ist sichtlich froh, dass er nach den Vorkommnissen im Rheinbad im vergangenen Sommer endlich mal wieder gute Nachrichten verkünden darf. Routiniert spult er Fakten und Zahlen zum neuen Kombi-Bad ab. 26,5 Millionen Investitionsvolumen. Komplett barrierefreie Architektur. 2.606 Quadratmeter Gesamtfläche, davon 1.920 im Freibad und 686 im Hallenbad. Auf letztere verteilen sich zwei 25-Meter-Becken, eins davon mit 3- und 1-Meter-Brett. Wassertemperatur: 28 Grad. Dazu kommen ein räumlich, thermisch und akustisch getrenntes Nichtschwimmerbecken sowie ein Kursbecken. Wassertemperatur hier: 32 Grad. Die Raumtemperatur muss nach meiner groben Schätzung wesentlich höher sein. Sie würde jedem Saunaclub alle Ehre machen. Blöd nur, dass wir Medienvertreter nicht im String-Tanga erschienen sind, sondern in dicken Winterjacken. Einige davon werden jetzt noch schnell zur Garderobe gebracht. Der Schweiß fließt trotzdem in Strömen.

Alles neu, auch die Schließfächer, Foto: Alexandra Wehrmann

Ich denke an verregnete Sommertage, in denen ich das alte Allwetterbad, das seit dem Rückbau des sogenannten Membrandachs im Winter 2013 nur noch als Freibad betrieben wurde, am liebsten besuchte. Weil man dann so herrlich ruhig seine Bahnen ziehen konnte, ohne dass einem hyperaktive Kinder ins Kreuz sprangen. Trotz der Bewegung war ich allerdings manchmal nach einer Dreiviertelstunde im Becken blau gefroren und musste meine Körpertemperatur durch minutenlanges Duschen wieder auf normal bringen. Ein Problem, das ich im neuen Allwetterbad wohl nicht mehr haben werde. Auch die in die Jahre gekommenen Umkleidekabinen, in deren Spinden man schon mal benutzte Tampons und ähnlich Unschönes vorfand, dürften Schnee von gestern sein. Es ist also keinesfalls alles schlecht, was neu ist. Bei den Öffnungszeiten gibt es allerdings noch Nachbesserungsbedarf: Warum ausgerechnet am Samstag und Sonntag lediglich bis 15 Uhr geöffnet ist, und am Montag sogar nur von 6 bis 10 Uhr, soll uns Schwimmern doch mal bitte einer erklären.

Im Mai wird dann – entsprechendes Wetter natürlich vorausgesetzt – der neu gestaltete Außenbereich eröffnen. Dort ist, das kann man durch die gläsernen Wände des Hallenbads prima sehen, eins der beiden 50-Meter-Becken erhalten geblieben, ebenso wie der 10-Meter-Sprungturm, beides hatten sich die Besucher gewünscht. Dazu kommen ein 25-Meter-Nichtschwimmerbecken sowie ein neues Kinderplanschbecken mit angeschlossenem Wasserspielplatz. Allein dort, wo in Zukunft mal die Liegewiese sein soll, könnte man derzeit noch Wettkämpfe im Schlammcatchen ausrichten. Bis Mai soll diese „Baustelle“ aber auch behoben sein – so das Versprechen von Chef Kettler. Bis das Gras sprießt schaut man noch mit Neid auf den angrenzenden Trainingsplatz des Nachwuchsleistungszentrums von Fortuna Düsseldorf. Wie heißt es so schön: The grass is always greener on the other side.

Allwetterbad Flingern, Flinger Broich 91a, Düsseldorf; Öffnungszeiten Hallenbad: Mo 6-10 Uhr, Di-Fr 6-20 Uhr, Sa & So 7-15 Uhr

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