Andere Saiten. Wooden Elephant beim düsseldorf festival

Ian Anderson hat schon seit seiner Jugend eine besondere Beziehung zu der Band Radiohead. „Seit ich mit 12 Jahren zum ersten Mal „OK Computer“ hörte, war Radiohead eine der wenigen musikalischen Konstanten in meinem Leben“, sagt der norwegische Bratschist und Arrangeur. Andere Bands und Komponisten kamen in sein Leben – und verschwanden wieder daraus. Allein die britische Band um Sänger Thom Yorke war immer da, inspirierte Anderson, bewegte ihn und forderte ihn heraus. Nun hat der Norweger seinen musikalischen Helden eine ungewöhnliche Hommage geschaffen. Anderson hat Radioheads Album „Kid A“ aus dem Jahr 2000 für das Streichquintett Wooden Elephant, dessen Teil er selber an der Bratsche ist, arrangiert.

Auf die gleiche Weise verfuhr er im vergangenen Jahr bereits mit Björks Album „Homogenic“. Der Arbeitsansatz hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem des Düsseldorfer Pianisten Hauschka, der allein mit einem Klavier Stücke schafft, die elektronisch anmuten. Dafür manipuliert er die Saiten, indem er Gegenstände darauf platziert. Das können Kronkorken sein, Tischtennisbälle oder auch schon mal ein Vibrator. Auch Wooden Elephant ergänzen das, was Violinen, Bratsche, Cello und Kontrabass entspringt, um reichlich ungewöhnliche Klangquellen. Sie nutzen Milchaufschäumer, Kleiderbügel, Ketten von Badewannenstöpseln oder Kindertröten. Im Fall von Björks „Homogenic“ ist das Aufeinandertreffen der alten Holzinstrumente mit den Gegenständen aus dem Alltag vortrefflich gelungen.

2018 widmet man sich nun Radioheads „Kid A“, jener Platte, die als Wendepunkt innerhalb des Schaffens der britischen Band gilt. Nach mehrjähriger Produktionszeit präsentierten Radiohead vor nunmehr 18 Jahren ein Album, auf dem sie sich vom gitarrenorientierten Rocksong ebenso abwandten wie vom klassischen Strophe-Refrain-Schema. Von nun an waren sie elektronischer unterwegs.
Doch zurück zur Gegenwart. Da sind „Kid A“ und „Homogenic“ nur zwei Drittel einer Trilogie, die im kommenden Jahr Vervollständigung erfahren wird. Nach zwei Alben, die eher dem Independent-Bereich entstammen, steht dann mit Beyoncés „Lemonade“ zuckriger, kunterbunter, stadiontauglicher Pop zur Bearbeitung auf dem Programm.

Wichtig ist Wooden Elephant bei all dem nicht zuletzt das Album als solches, das in Zeiten, in denen immer weniger Menschen sich Zeit für eine komplette Platte nehmen und immer mehr Musik über Streamingdienste konsumieren, beizeiten droht in Vergessenheit zu geraten. Auch dem möchten die hölzernen Elefanten entgegen wirken. „Wir spielen keine Lieder“, sagen sie. „Wir spielen Alben.“

theycallitkleinparis präsentiert: Kid A – Wooden Elephant, 21.9., 20 Uhr, Silvers, Wacom, Völklinger Str. 1, Düsseldorf, Karten gibt es hier.

theycallitkleinparis verlost 2 mal 2 Tickets unter allen, die bis zum 26. August eine Mail mit dem Betreff „Wooden Elephant“ an salut@theycallitkleinparis.de senden.

 

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