Daniel Heil im Interview – „Ohne die Kunst würde es gar keine Vernissage geben“

Regeln sind Daniel Heil ebenso ein Gräuel wie Einschränkungen oder Ellbogengehabe. Freiheit ist dem Düsseldorfer Maler hingegen über die Maßen wichtig. In der Kunst. Aber auch in der Betrachtung. Es geht Heil also nicht nur um seine Freiheit, sondern auch die Freiheit der Anderen. theycallitkleinparis hat mit dem Mann gesprochen, dessen wunderbare Bilder derzeit in der Galerie Voss ausgestellt werden.

 

Daniel, du sagst „Ich stelle keine Ansprüche an den Betrachter. Meine Bilder sind einfach ein Angebot.“ Am 9. März war die Vernissage deiner aktuellen Ausstellung in der Galerie Voss. Wie wurde das Angebot angenommen? Wie waren die Reaktionen der Besucher?
Ich erlebe es oft, dass ein Betrachter zunächst mal sagt, er habe keine Ahnung von Kunst. Das ist meiner Meinung nach eine komplett falsche Herangehensweise! Man muss nicht Kunstgeschichte studiert haben, um Bilder betrachten zu dürfen. Es geht doch vielmehr darum, Kunst mit offen Augen wahrzunehmen. Und nicht mit erlernten Herangehensweisen die Kunst in vorhandene Schubladen zu stecken. Kunst ist ein Ausdruck von Kreativität, die nicht unter Regeln entstehen und ebenso wenig unter Regeln betrachtet werden sollte. Die Kunst ist frei – und die Betrachtung auch. Letztendlich kommt es darauf an, ob jemand eine Beziehung zum Bild aufbauen kann oder nicht. Das Empfinden ist bei jedem unterschiedlich.

Nach meinem Eindruck geraten bei mancher Vernissage die Kunstwerke geradezu zur Nebensache. Wie empfindest du das als Künstler?
Das kommt natürlich immer auf die Vernissage und den Ort an. Ich finde, dass der Betrachter bei meiner Kunst oft eine gewisse Zeit braucht, bis er einen Zugang findet. Bei dem einen geht es schneller, bei dem anderen dauert es länger. Ein Kunstwerk in Ruhe anzuschauen ist immer von Vorteil. Da bei einer Vernissage meist viele Menschen sind, fällt es dem ein oder anderem in einem solchen Kontext sicherlich schwer, sich auf die Kunst zu konzentrieren. Im Allgemeinen finde ich nicht, dass die Kunst bei Vernissagen zur Nebensache wird. Ohne die Kunst würde es ja gar keine Vernissage geben.

Daniel Heil: B-222, Öl auf Leinwand, 2017

Bist du denn insgesamt jemand, der gerne – sei es nun mit Freunden oder mit Fremden – über seine Arbeit spricht?
Etwas plump formuliert finde ich, dass das Bild selber etwas erzählt. Da muss ich nicht mehr viel zu sagen, sonst wäre ich ja Schriftsteller geworden. Wenn sich ein Betrachter, sei es nun ein Freund oder ein Fremder, mit den Bildern auseinander gesetzt hat, kann man ein Gespräch führen. Ich tendiere jedoch eher dazu, den Betrachter erst mal alleine zu lassen. Ich möchte ihm nicht vorschreiben, was er zu denken hat, das engt ihn nur ein. Er lässt dann eventuell keine anderen Gedanken mehr zu, weil er Angst hat, etwas Falsches zu fühlen respektive zu sehen.

Deine aktuelle Einzelausstellung bei Voss trägt den Titel „Selbstgespräche“. Warum?
Meine Arbeiten sind keine Zitate oder eine Hommage an andere Künstler. Es ist eine Auseinandersetzung mit meinem ästhetischen Auge und meinen Sinneswahrnehmungen.

Sowohl dein Großvater als auch dein Urgroßvater waren Maler. Du selber hast den Berufswunsch dann erstmals im zarten Alter von fünf Jahren geäußert. Wie darf man sich deine Werke aus der Zeit vorstellen? Und existieren sie heute noch?
Es gibt noch viel alte Arbeiten und Zeichnungen. Ich würde sie jedoch nicht in Beziehung zu den aktuellen Arbeiten setzten.

Als junger Maler hast du gegenständlich gemalt. Landschaften in Öl. Wann hast du dich aufs Abstrakte verlagert und gab es einen Auslöser dafür?
Es war ein Prozess, der sich irgendwann verselbständigt hat. Ich habe keinen Plan verfolgt. Es gab kein Ziel, das ich erreichen wollte. Ich wollte einfach wieder Spaß beim Malen haben. Irgendwann haben mir die Landschaften nicht mehr so viel gegeben und ich habe etwas Neues begonnen. Mir war wichtig, dass sich mein Malprozess ändert. Ich habe bei den Landschaften und bei den gegenständlichen Arbeiten oft tagelang vor der Leinwand gesessen und überlegt, wie ich was machen könnte. Das war mir zu passiv und ich habe mich damit in meinem Handeln selber eingeschränkt.

Die Werke, die du heute machst, werden als beruhigend, geradezu meditativ geschildert. Wie würdest du sie selber beschreiben?
Ich finde diese Beschreibung sehr passend. Ich freue mich, wenn der Betrachter Ruhe finden kann. So entstehen neue und frische Gedanken.

Du hast an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Katharina Grosse studiert. Wie hast du die Zeit an der Akademie erlebt? Hast du irgendeinen Druck verspürt, ein Sich-Durchsetzen-Müssen gegenüber anderen?
Mir ist aufgefallen, dass viele Studenten immer unter Strom standen. Ihnen ging es darum, sich vor den anderen und den Professoren zu profilieren. Mir war das zu oberflächlich. Ich habe dann meinen eigenen Weg eingeschlagen und mich von diesem Ellbogengehabe distanziert.

Wann hast du dein Studium beendet und wie war der Schritt aus der Akademie heraus?
Mein Studium habe ich vor zweieinhalb Jahren beendet. Für mich war das Ende des Studiums eine Befreiung. Ich habe sehr viel mehr Energie in meine Malerei stecken können. Abgesehen davon hat sich nicht wirklich etwas geändert. Ich mache so weiter wie ich immer gearbeitet habe.

Daniel Heil: „Selbstgespräche“, bis 7.4. Galerie Voss, Mühlengasse 3, Düsseldorf

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