theycallitkleinbukarest #6

Aus zweiter Hand

Second-Hand-Läden gibt es in Rumänien in zwei Ausführungen. Die erste nennt sich Outlet, gerne namentlich kombiniert mit einer als hipp geltenden europäischen Metropole. Beispiel: „London Outlet“. Derartige Outlets tragen ein großes Werbebanner an der Fassade, das wohlklingende, wenn auch nicht zwangsläufig britische Labels auflistet: Topshop, Morgan, Adidas, Puma, Zara, so was. Die Shops selber verbergen sich oft im ersten oder zweiten Obergeschoss der trist anmutenden Gebäude. Textilien von den draußen auf dem Banner genannten Labels sind hier allerdings überraschenderweise nicht zu finden. Vielmehr handelt es sich um Marken, die jenseits von Mitteleuropa kaum ein Fashion Victim kennen dürfte. Auch scheint die Ware keinesfalls fabrikneu zu sein. Genauso wenig wie in der zweiten Ausführung, die sich „Second Hand“ nennt und in jedem noch so kleinen Städtchen in großer Zahl vorzufinden ist. Hier sind einzelne Teile oft schon unter 5 Lei zu haben. Also nichts wie rein ins Schnäppchen-Paradies. Denkt man. Und stellt schnell fest, dass die Kundschaft eine ganz andere ist als in hiesigen überteuerten Vintage-Läden. Im Rumänien kauft aus zweiter Hand offensichtlich nur, wer sich Neuware so gar nicht leisten kann. Dementsprechend verdutzt reagierte man auf die Anwesenheit einer offensichtlich aus dem Westen kommenden Touristin. Mich wiederum irritierte, wenn auch in Sachen Second Hand hart im Nehmen, die olfaktorische Melange aus dem Muff alter Kleidung, Schweiß und Möchte-ich-gar-nicht-wissen. So kam es, dass mein Kleiderschrank durch Ware aus dem Osten keine Erweiterung erfuhr.

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