Daniela Georgieva im Interview – „Fragen an die Urbanität“

Im Park an der Moskauer Straße treffen die unterschiedlichsten Milieus aufeinander. Jogger, Junkies, Flüchtlinge und die Mitarbeiter der hier ansässigen Unternehmensberatung PwC. Am Sonntag gesellen sich sechs Performerinnen dazu, die eine Brache als temporäre Bühne nutzen. Daniela Georgieva ist eine von ihnen. theycallitkleinparis hat mit ihr gesprochen.

Daniela, du bist bildende Künstlerin, Musikerin und jetzt auch Performerin. Ist letztere eine Disziplin, die du relativ neu und zusätzlich für dich entdeckt hast?

‚Jetzt auch Performerin‘ trifft es, ehrlich gesagt, nicht so ganz. Als Musikerin bin ich natürlich auch immer Performerin. Sobald man sich in die Öffentlichkeit begibt, ist man ja eigentlich Performer. An der Performance reizt mich der schnelle, intensive und grenztreibende Moment des Ausdrucks. Deshalb hat es mich sehr gefreut, dass Claudia Barth, die Rita McBrides Schülerin war, gefragt hat, ob ich an ihrer Performance mitwirken möchte.

Ihr performt am Sonntag auf einer Brache an der Moskauer/Ecke Eintrachtstraße. Wie seid ihr auf das Gelände gestoßen?

Die Künstlerinnen Sta Kovalcikova und Anna Mirbach sind seit ungefähr anderthalb Jahren auf der Suche nach geeigneten Orten für unser Projekt. Dabei handelt es sich nicht nur um Freiflächen, sondern auch um Orte, die sich bewusst einer Öffentlichkeit entziehen. Wir haben den Park an der Moskauer Straße schon zu Beginn unserer Planung begutachtet. Es ist ein sehr interessanter Ort, an dem sich unterschiedlichste Menschen aufhalten. Von den Mitarbeitern der Büros im Süden des Parks über die Bewohner der neugebauten Wohnhäuser mit integrierter Kindertagesstätte bis hin zu den aktuell in Wohncontainern untergebrachten Flüchtlingen. Die von uns ausgewählte Brache wird zudem auch von Junkies frequentiert.

Aus welchem Kontext kommen die anderen Performer? Habt ihr in der Vergangenheit bereits zusammen gearbeitet?

Alle Performer sind aus der Bildenden Kunst. Wir haben zuvor nicht zusammen gearbeitet, was aber einen sehr schönen intuitiven und neugierigen Umgang miteinander zulässt.

Eure Performance „Instabile Nutzung“ ist der dritte Teil des Projekts „Posta Portae“. Was hat es damit auf sich und wer sind die Leute, die dahinter stecken?

Posta Portae ist ein Projekt der Künstlerinnen Sta Kovalcikova und Anna Mirbach. Es wird vom Verein für Kunst- und Filmkultur getragen, der unter anderem die „Kunstfilmtage Düsseldorf“ veranstaltet hat. Der Projekttitel ist ein fiktiver Begriff, zusammengesetzt aus dem Arbeitstitel „Postament hinter Häusern“ und dem lateinischen Begriff „post portae“, was so viel bedeutet wie „hinter den Türen beziehungsweise Pforten“. Posta Portae lässt privat-öffentliche Grauzonen im Düsseldorfer Stadtraum zum Sockel künstlerischer Positionen werden. Im Laufe des Jahres entwickeln die eingeladenen Künstler, ausgehend von der speziellen Architektur des jeweils gewählten Ausstellungsortes, temporäre Interventionen. In verschiedenen Medien stellen sie mittels performativer, malerischer, bildhauerischer sowie filmischer Strategien Fragen an die Urbanität dieser Orte und damit die Stadt als solche. In Innen- und Hinterhöfen der Stadt Düsseldorf befinden sich viele Plattformen in Form von Terrassen, Garagendächern oder großen Balkonen, die nur einer eingeschränkten Öffentlichkeit zugänglich sind. Sie sollen als Bühne genutzt werden, um künstlerische Arbeiten zu präsentieren, die sich im weitesten Sinne im bildhauerischen Bereich bewegen. Die umliegenden Wohn- und Bürohäuser und deren Mieter werden zum Publikum dieser temporären Ausstellungssituation. Es wird bewusst nach Orten gesucht, die sich dem Begriff der „Kunst im öffentlichen Raum“ ein wenig entziehen. Zufällig entstandene Wohn- und Arbeitssituationen, die Kombination unterschiedlicher sozialer Milieus, der Hinterhof als privat-intimer Raum limitierter Benutzer wird im Rahmen des Projektes dem Kunstpublikum geöffnet.

Was kannst du über die Arbeit „Instabile Nutzung“ konkret verraten? Was erwartet die Besucher?

Die Künstlerin Claudia Barth hat die Performance konzipiert. Es werden sechs Frauen aufeinander treffen, die eine Unterhaltung führen. Man muss den Performerinnen nahe kommen, damit man den teilweise flüsternd-singenden Dialog erahnen kann.

Welche Rolle spielt Improvisation?

Lass es mich so sagen: Im Unerwarteten entstehen oft die Dinge, auf die man gewartet hat.

17.7., 17 Uhr, Posta Portae No. 3: Instabile Nutzung, Brache im Bürgerpark, Moskauer Straße/Eintrachtstraße, Düsseldorf

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