Ohne Worte. Martin Zimmermann beim düsseldorf festival

Fangen wir mal mit einer Lobhudelei von Kollegen an, die es wissen müssen. „Er ist das Beste, was die Schweiz zu bieten hat“, schreibt die „Neue Zürcher Zeitung“ über ihren Landsmann Martin Zimmermann. Ein Forscher und Freigeist sei der, ein Grübler und Gründer, kein Uhrmacher allerdings, sondern ein ur-Macher. Was aber macht er nun, dieser Martin Zimmermann? Das ist sehr schwer in Worte zu kleiden. Zimmermann kreiert Bilder. Bilder, die ohne Sprache auskommen. Und das sogar sehr gut. Manche bezeichnen das, was Zimmermann tut, als Clown-Tanz-Theater. Aber das klingt so verdammt rational. Und so wenig poetisch.

Also erst mal zu den Fakten: Zimmermann wuchs in einem kleinen Schweizer Dorf auf. Wildberg. Nach einer Lehre als Dekorationsgestalter absolvierte er die Hochschule Centre National des Arts du Cirque in Frankreich. Seit nunmehr 20 Jahren choreografiert und inszeniert er Theater ohne Worte. In seinen Arbeiten, die weltweit in renommierten Häusern zur Aufführung kommen, treffen Körper und Objekte inmitten mobiler Bühnenbilder aufeinander und verwischen im Dialog miteinander auf zauberhafte Weise die Grenze zwischen Realität und Fiktion. Das ist auch in „Eins Zwei Drei“ so, der jüngsten Kreation von Zimmermann, die im vergangenen Jahr Premiere feierte und im Rahmen des „düsseldorf festivals“ im September erstmals in Deutschland zu erleben ist.

„Eins Zwei Drei“ ist eine gekonnte Melange aus schrägem Humor und verblüffender Körperkunst. Ort des Geschehens: ein Museum. Die Akteure: der Kurator, der Künstler und der Techniker. Zimmermann zeigt sie als Clowns, wenn auch ohne rote Nasen. Wenn die Drei aufeinanderprallen, sich in Machtkämpfe verwickeln, an Konventionen, Wände und ihre eigenen Grenzen stoßen, entsteht ein großartiges, enthemmtes Delirium.  Es geht um Autorität, Unterwerfung und Anarchie, um Schranken, die wir uns selber und unserem Körper auferlegen. Bei all dem weiß Martin Zimmermann sehr genau, wovon er nicht spricht: Vor zwei Jahren hielt er eine Performance in der Fondation Beyeler in Basel ab. „Wie ein kleines Kind habe ich einen Ort voll unzähliger, absurder Regeln kennengelernt, mit einem superstrikten Protokoll, ganz anders, als man sich eine Kulturstätte vorstellt. Es gab nur Regeln, keine Freiheiten“, erinnert sich der Künstler. Er für sein Teil habe jedenfalls lieber mit denen gegessen, die die Toiletten reinigen, als mit den Ausstellungsmachern.

Für „Eins Zwei Drei“ hat sich Martin Zimmermann die Unterstützung dreier virtuoser Künstler gesichert, die als Clown ebenso taugen wie als Tänzer und Schauspieler: Tarek Halaby, Dimitri Jourde und Romeu Runa. Musikalisch begleitet wird das darstellende Trio von dem Pianisten Colin Vallon, der die Musik zu dem schrägen Geschehen komponiert hat und sie auch live auf der Bühne vorträgt. Man schaut sich die Ausschnitte an, die im Netz verfügbar sind, und sucht nach Vergleichen. Aber es mag einem einfach nichts einfallen. Zu unique ist das, was Zimmermann da geschaffen hat. Allein in der Schrägheit, da erinnert das Ganze in manchen Momenten an Helge Schneider. Vielleicht. „Dieser Clown ist der Punk von heute“, hieß es bei Radio Television Suisse über Zimmermann. Dem ist fast nichts hinzuzufügen. Außer einem O-Ton des Meister selbst: „Mit meiner Arbeit möchte ich Emotionen wecken, die Menschen berühren, sie zum Lachen und Weinen bewegen.“ Scheint so, als würde ihm das gelingen.

theycallitkleinparis präsentiert: „Eins Zwei Drei“ von Martin Zimmermann, 12.-15.9., jeweils 20 Uhr, Tanzhaus NRW, Düsseldorf, Karten gibt es hier.

theycallitkleinparis verlost 2 mal 2 Tickets für die Vorstellung von „Eins Zwei Drei“ am 13.9. unter allen, die bis zum 17. August eine Mail mit dem Betreff „Martin Zimmermann“ an salut@theycallitkleinparis.de senden.

 

Schreibe einen Kommentar

*