Robinson Krause im Interview – „Dresden zu danken ist Roland Kaisers Aufgabe“

Im Dorf an der Düssel wird derzeit viel diskutiert über Stadtmarketing, die neue Dachmarke und den mindestens fragwürdigen Slogan „näher zu uns“. Wie aber ist der Blick von außen auf die NRW-Kapitale? Was verbindet man mit Düsseldorf? theycallitkleinparis hat in Hamburg waschechte Spezialisten für derlei Fragen aufgespürt. Die Punkband Robinson Krause. Das Trio hat 2016 eine Platte mit dem Titel „Danke Düsseldorf“ herausgebracht. Wenn sie also nicht kompetent sind, wer dann?

Zunächst mal Glückwunsch zum Bandnamen! Ich musste sehr lachen. Seit wann gibt es Robinson Krause denn?

Unser erstes Konzert haben wir am 23. Dezember 2006 gegen halb neun Uhr abends in Rendsburg gespielt.

Euer aktuelles Album „Danke Düsseldorf“ ist im Mai dieses Jahres erschienen. Welche Geschichte steckt hinter dem Albumtitel? Die Platte hätte ja auch „Danke Dresden“ heißen können. Oder „Danke Datteln“.

Dresden zu danken ist einzig und allein Roland Kaisers Aufgabe. Sich da einzumischen würde uns wie dreiste Majestätsbeleidigung vorkommen. Zu unserem Namen: Wenn man sich die Platte genau anhört und versucht, den dramaturgischen Aufbau des Werks nachzuvollziehen, wird einem schnell bewusst, dass sich die Steigerungsmomente über mehr als eine Schallplattenseite hinweg relativ konstant strecken. Der Klimax und damit das peripetierend und zugleich unausweichliche Umkehrmomentum, als krasse Zäsur in Rhythmik und Spielart zum Ausdruck gebracht, erreicht die Platte bei dem Lied „Stress am Bierpilz“, um mit dem urschreiartigen Ausruf „Danke Düsseldorf!“ in die wohlige Retardation abzugleiten. Wir haben uns da ein wenig an Shakespeares Drama „Heinrich V“ zu orientieren versucht, wo es auch heißt: „…hohle Töpfe haben den lautesten Klang“ („The empty vessel makes the greatest sound“). Unser musikalisches Schaffen wird hier sehr treffend beschrieben. Die Ehrfurcht vor einem mehr als 400 Jahre alten Werk wollten wir mit einer gewaltigen Dankbarkeitsaussage an etwas Erhabenes und uns gleichzeitig unsere Nichtigkeit vor Augen führendes Großes äußern. Eine Verortung schien uns hier naheliegend. Die Größe der Stadt, ihre Geschichte und die Bedeutung Düsseldorfs als Hauptstadt des menschenreichsten und bedeutendsten Bundeslandes hat, in Kombination mit der sich anbietenden Alliteration, den Ausschlag gegeben und sich als würdig erwiesen, unserer Ehrerweisung an William Shakespeare Heimat zu geben.

Einen gleichnamigen Song sucht man auf der Platte allerdings vergebens. Warum hat es nur zum Titel gereicht?

Wir sind der Meinung, dass der Plattentitel das Wertvollste ist, was eine Schallplatte herzugeben im Stande ist. Ein Lied mit dem gleichen Namen käme einer Degradierung gleich.

Auf dem Cover ist ein 2-Cent-Münze abgebildet. Was hat es damit auf sich?

Alles ist multifunktional. Vielfach beobachtet man, wie Dinge, Objekte, Sachverhalte und so weiter aus ihrem ureigenen Bestimmungskontext herausgelöst werden und in andere Kontexte gepfercht werden. So auch das Centstück, das aus seiner kapitalistisch monetären Welt entführt wird, hinein in abstrakt-illustrative Dimensionen. Auf die damit verbundenen Fragen nach Beständigkeit und Vergänglichkeit wollen wir hinweisen. Nichts erklären oder bestimmen, sondern einen Anschub geben, sich mit der Welt auseinanderzusetzen, das ist unser Anliegen. So bleibt unser Album am Ende Antworten oder Lösungsansätze schuldig. Im Gegensatz zum klassischen Drama.

Wofür möchtet ihr Düsseldorf denn eigentlich danken?

Neben allem, was schon in diesem Zusammenhang erwähnt wurde, ist der Gedanke schön und Trost spendend, dass es da draußen immer einen Ort gibt, den man aufsuchen kann. Das ist für uns Düsseldorf.

Gab es Reaktionen aus Düsseldorf?

Ja.

(Okay, die Frage war schlecht gestellt. Anfängerfehler!)

Welche drei Klischees kommen euch sofort in den Sinn, wenn ihr an Düsseldorf denkt?

Industriebrachen, Düsseldorfer Malerschule versus Düsseldorfer Tabelle, Bierseligkeit.

Und wart ihr schon mal in der Stadt und habt sie vor Ort bestätigt gefunden?

Nach einem Konzert haben wir mal in Düsseldorf übernachtet. Ich habe spucken müssen und kann mich an den Abend nicht so recht erinnern. Am nächsten Tag sind wir relativ zügig abgedampft. Irgendwann war ich mal allein dort und habe das Bundesliga-Sonderheft vom „Kicker“ am Rhein gelesen. Klischee eins ließ sich relativ schnell im Zug aus Düsseldorf heraus bestätigen. Klischee drei beim Gang durch die Altstadt ebenfalls. Klischee zwei nicht.

Angenommen, ihr würdet als Stadtmarketing-Experten engagiert. Welches Image würdet ihr Düsseldorf gerne verpassen?

Beim Wort Marketing kommt es bei uns zu ähnlichen Körperreaktionen wie beim Vernehmen des Wortes Nachhaltigkeit. Gibt es schon den Beruf Nachhaltigkeits-Marketing-Manager/in?! Das wäre doch was! Ich würde mich an Wuppertal orientieren! So eine geile Stadt! Völlig aus der Zeit gefallen, ist es Wuppertal komplett scheißegal, was in der Welt gerade für Stress und Heckmeck angesagt ist. Nirgends gibt es mehr von diesen alten, gelben Telefonzellen. Ich würde imagemäßig in die Richtung steuern, dass sich irgendwann der Marketingslogan „Finde Düsseldorf – finde dein Wuppertal“ durchsetzt und zum Düsseldorfer Schlachtruf wird.

Habt ihr schon mal in Düsseldorf gespielt oder ist für die nahe Zukunft ein Auftritt geplant? Im AK47 vielleicht?

Bis jetzt noch nicht, geplant ist auch nichts. Aber Bock haben wir. Mach mal was klar!

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