Tom Blankenberg im Interview – „Das Allwetterbad ist mir ans Herz gewachsen“

Wenn Tom Blankenberg über das Allwetterbad spricht, klingt es ein bisschen so, als spräche er über einen guten Freund. Die Zuneigung in seinen Worten zeugt von den guten Zeiten, die der Komponist und Toningenieur in dem Freibad mit 70er-Jahre-Charme verbracht hat. Um letzteren nun, da das Bad wegen Modernisierung zwei Jahre geschlossen wird, zu konservieren, hat der 46-Jährige einen kleinen Film über die gekachelte Welt am Flingern Broich gedreht und ihn mit selbst komponierter Musik unterlegt. theycallitkleinparis ist Fan. Von dem Film. Und vom Freibad.

Tom, du hast einen wunderschön-melancholischen Kurzfilm über das Allwetterbad gedreht. Warum war dir das ein Anliegen?

Danke dir. Ich fand die Architektur des Bades und die Stimmung dort so schön. Und das Bad ist mir in den letzten Jahren so ans Herz gewachsen. Als ich hörte, dass es modernisiert werden soll, wollte ich das alte, mir vertraute Bild und die Stimmung behalten. Da habe ich bei der Bädergesellschaft, der ich an dieser Stelle noch einmal für ihre Hilfe und ihr Entgegenkommen danken möchte, angefragt und sie haben mir erlaubt, dort zu drehen. Daraus ist dann diese kleine Porträt geworden.

Wie lange hast du an dem Film gearbeitet?

Ich war im vergangenen Jahr einige Male zum Drehen vor Ort und habe mich dann im Winter an den Schnitt gesetzt. Also alles in allem habe ich vielleicht eine Woche an dem Film gearbeitet.

Und die Aufnahmen sind früh morgens entstanden, oder?

Ja, es war Bedingung der Bädergesellschaft, dass keine Badegäste zu sehen beziehungsweise zu erkennen sind. Da blieb mir nichts anderes übrig, als früh morgens zu drehen. Deshalb zeigt der Clip auch nur dieses Bild des Schwimmbads. Das chaotische, lebendige, lautere konnte ich nicht zeigen. Als ich dann am ersten Morgen dort ankam, ich ich gehe sonst immer am Abend schwimmen, sah ich den Dampf aus den Becken aufsteigen. Eine ganz wundersame Stimmung. Für jeden ein Tipp, jetzt nochmal schnell früh morgens dorthin zu gehen.

Wird es eine Aufführung vor Ort geben?

Eine reizvolle Idee… Ich hatte dergleichen nicht geplant. Der Film ist erst einmal für mich und die Leute einstanden, mit denen ich in den letzten Jahren dort viel Zeit, schöne Nachmittage und entspannte Abende verbracht habe. Aber wenn ihn jemand dort zeigen möchte, bin ich dabei.

Wie oft bist du dieser Tage im Allwetterbad?

Ich versuche, so oft wie möglich dort zu sein. Das waren vergangene Woche mal fünf Tage hintereinander, aber Anfang des Sommers eher etwa jeder zweite Tag.

Und gehst du eher zum Planschen hin oder zum Sportschwimmen?

Haha, Sportschwimmen kann man das nicht nennen. Ich habe das Schwimmbad vor einigen Jahren mit meinem Sohn kennen- und liebengelernt. Deshalb war ich bisher eher ein „Mit der Decke auf der Wiese liegen“-Gast, umringt von Freunden und deren Kindern. Erst jetzt bin so langsam auf den Trichter gekommen, auch nach der Arbeit für ein paar Bahnen alleine dorthin zu gehen und den Tagesärger wegzuschwimmen. Das hätte ich gerne in den nächsten Jahren noch ausgebaut…

Seit wann gehst du ins Allwetterbad? Erinnerst du dich noch an die ausfahrbare Dachplane?

So ungefähr seit acht Jahren. Und ich erinnere mich noch an die Dachplane. Aber damals war ich vor allem mit kleinem Kind immer im Freibad-Becken. Eigentlich ausschließlich. Ich kann mich nicht erinnern, einmal in dem Zelt geschwommen zu sein. Das kam mir immer so leistungssportartig dort vor. Jetzt schwimme ich nur noch in diesem – mittlerweile zeltlosen – Becken.

Was magst du an dem Bad besonders? Was hat es, was die anderen Freibäder in der Stadt nicht haben?

Das etwas Verträumte, Ältliche und Bodenständige dort. Wenig Hochglanz, von Grün umzingelt und mit Güterzügen, die fast durch die Becken fahren. Es ist einfach, was es ist: Ein Freibad. Und kein Fun-Bad oder Erlebnis-Bad. So habe ich auch das Schwimmbad meiner Kindheit in Erinnerung, das Löricker. Aber da ich recht nah am Allwetterbad wohne, war ich eigentlich in den letzten Jahren im Sommer nur noch dort. Die Vorzüge beziehungsweise Nachteile der anderen Freibäder werde ich ja in den nächsten Jahren kennenlernen.

Bist du schon mal vom 10-Meter-Brett gesprungen?

Ja, in diesem Jahr. Ich war quasi der letzte Badegast und fragte den Bademeister, ob ich noch vom Zehner springen dürfe. Ich durfte. Hochgeklettert. Runtergeguckt. Und dann wollte ich schon kneifen. Der Bademeister hat mir aber von unten gut zugeredet und beteuert, es könne nichts geschehen. Dann bin ich gesprungen. Und mir ist nichts geschehen. Aber ich brauche das jetzt nicht noch einmal.

Deine liebste Verpflegung vom Freibad-Kiosk?

Der Imbiss – oder besser gesagt das Restaurant – von Marco dort ist einfach super. Für zwischendurch Pommes und Würstchen oder am frühen Abend auch gerne einen Salat mit Ziegenkäse, Thunfisch oder Lachs. Manchmal hat er auch Pasta oder frische gegrillte Dorade. Ich werde das sehr, sehr vermissen.

Das unschönste Fundstück im Umkleidespind?

Ich ziehe mich mit umwickeltem Handtuch auf der Wiese oder neben dem Becken um. Also leider keine Begegnungen mit unschönen Fundstücken.

Wenn das Bad modernisiert wird, wird es für längere Zeit geschlossen werden. Wie siehst du dieser Durststrecke entgegen?

Ich bin schon traurig. Wir hatten so tolle Sommer dort. Wie das in den nächsten Jahren sein wird, mag ich mir gar nicht vorstellen.

August from Tom Blankenberg / Convoi Studios on Vimeo.

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