Fauler Tanz? Nie gehört!

Die Reihe „Dancing in public“ vom Tanzhaus NRW bringt Tanz und Bewegung in den Düsseldorfer Stadtraum. Nach dem ersten Auftakt zur Spielzeiteröffnung 2023/24 geht das Projekt nun in die nächste Runde: Auch in diesem Frühjahr soll, so der Plan, das Potenzial von Tanz mit möglichst vielen Menschen geteilt werden. Geplant sind Aktionen zum Mitmachen, Lernen und Teilen.

Den Auftakt macht die deutsche Erstaufführung „Emergency Routine“, die am 6. und 7. April jeweils um 20 Uhr am Johannes-Rau-Platz in Düsseldorf zu erleben ist. Hinter „Emergency Routine“ steht das Kollektiv Public Movement, das politische Aktionen im öffentlichen Raum erforscht und inszeniert. Seit seiner Gründung untersucht Public Movement die Regeln, Kräfte, Akteur:innen und Politiken, Identitätsbildungen und Ritualsysteme, die die Dynamik des öffentlichen Lebens und des öffentlichen Raums bestimmen. „Emergency Routine“ aktiviert zivile Allianzen, wie sie zwischen Körpern in Momenten der Gefahr entstehen. Gemeinsam mit fünf Performer:innen ist das Publikum eingeladen, Choreografien der Fürsorge, imaginäre Gefahrenszenarien und inszenierte Evakuierungszustände zu erleben. Nach Aktionen in Stockholm, Rom und Tel Aviv wird Public Movement die Performance für eine orts- und kontextspezifische Düsseldorfer Version adaptieren. „Emergency Routine“ basiert auf einer Recherche über die vermutlich größte Evakuierungsübung der Welt in Friedenszeiten: die Operation Stockholm 1961. Bei diesem ehrgeizigen, beispiellosen Ereignis wurden 225.000 Einwohner:innen aufgefordert, ihre Stadt fluchtartig im Rahmen eines fiktiven Notfalls zu verlassen.

Weiter geht es am 28. April um 13 Uhr mit „Punctures“, einem Langzeitprojekt zwischen Kunst und Ökologie der drei Künstler:innen Alfredo Zinola, Micaela Kühn und Maxwell McCarthy, die im Bereich Tanz und Choreografie arbeiten. Gemeinsam mit einer Expertin für lokale Lebensräume und Artenvielfalt lädt „Punctures“ Nachbar:innen und das Publikum des tanzhaus nrw ein, gemeinsam eine wirkungsvolle Aktion für die unmittelbare Umgebung der Spielstätte zu konzipieren und umzusetzen – und damit Raum zu schaffen für mehr Biodiversität. Für das Projekt ist eine Anmeldung über die Webseite des tanzhaus nrw erforderlich. Projektsprache ist Englisch.

Den Abschluss der Reihe – zumindest für diese Spielzeit – markiert am 9. Juni „local dancing“ von Clara Reiner, René Alejandro Huarí Mateus, Jacob Bussmann und Frédéric De Carlo. Begleitet von Live-Keyboardmusik ist das Publikum eingeladen, sich mit Tänzen zu konfrontieren, von denen sie noch nie im Leben gehört haben: dem Beinschwingertanz, dem exquisiten Tanz, dem 5-5-5-5-5-Tanz, dem Summertime-Sadness-Tanz, dem Skeletttanz, dem Vogeltanz und dem faulen Tanz. Was wie populäre Gruppentänze wirkt, ist durch queere Überlieferung und eigens erfundene Instant-Tradition entstanden. Ohne nationale Bindung ta¨uschen die Tänze vor, lokal zu sein, wo auch immer sie gerade getanzt werden. Willkommen zu „local dancing“ sind Menschen aller Altersgruppen, die Lust haben, gemeinschaftliche Tänze zu tanzen. Tanzerfahrung ist nicht vonnöten. Treffpunkt ist am 9.6. um 15 Uhr das Foyer des tanzhaus nrw.

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