Maura Morales im Interview – „Liebe, Reinheit und Tod“

In ihrer jüngsten Bühnenproduktion greift die Düsseldorfer Choreografin und Tänzerin Maura Morales den antiken Mythos der Phaidra auf. Phaidra war die Frau des Königs Theseus, die sich in ihren Stiefsohn Hippolyt verliebte und Zurückweisung erfuhr. Nach der Premiere in Mülheim an der Ruhr ist „Phaidra“ Anfang Februar nun erstmals in der Landeshauptstadt zu sehen.

Vor einigen Wochen hast du bei Facebook ein Foto gepostet, dass dich in einer Hängematte am Meer zeigte. Wo genau warst du denn und wie war es?

Das war in dem kleinen Fischerdorf Santa Lucia auf Kuba. Und es war genau so, wie es auf dem Foto aussieht.

Wie sieht für dich ein perfekter Urlaub aus? Brauchst du viel Aktion oder ist eher Hängematte angesagt?

Die Art und Weise des Urlaubs hängt sehr von dem Stressfaktor der Zeit vor dem Urlaubsantritt ab. Generell ist für mich Urlaub eher Erleben und Entdecken, aber manchmal muss es auch die Hängematte sein, besonders nach einer anstrengenden Produktion und Premiere. Unerlässliche Kriterien für einen Urlaub sind für mich jedoch Sonne, Meer und Farben.

Jetzt aber zum Wesentlichen. In deiner jüngsten Bühnenarbeit greifst du mit deiner Cooperativa Maura Morales den antiken Mythos der Phaidra auf. Was genau hat euch an der Geschichte interessiert?

Bei dem Phaidra-Mythos handelt es sich um eine doppelte Anziehungskraft: Zum einen ist Phaidra die Frau des großen Königs Theseus, zum anderen ist sie jedoch verliebt in ihren Stiefsohn Hippolyt, der sie jedoch zurückweist. Hierbei hat uns besonders interessiert, aufzuzeigen, wozu diese sich im Herbst ihrer Weiblichkeit befindende, zurückgewiesene Frau in der Lage ist, wie weit sie geht, um ihren verletzten Stolz zu rächen.

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Szene aus „Phaidra“, Foto: Klaus Handner

Wie setzt ihr das Thema auf der Bühne um?

Aus dieser auf Phaidra wirkenden doppelten Anziehungskraft entwickelte sich nicht nur das zentrale Konzept der Choreografie, sondern auch die Auswahl der Darsteller. Die unterirdische Schwerkraft des Theseus wird von Chang Ik Oh verkörpert, einem Tänzer, der den Butoh beherrscht, einen Tanz, der fest auf dem Boden verankert ist. Die luftige Schwerelosigkeit des Hippolyt wird von Yotam Peled dargestellt, einem auch in der Luftakrobatik ausgebildeten Tänzer. Die Phaidra tanze ich selbst. Die Musik und ihre Interpreten treten in gewisser Weise an die Stelle der Götter in der klassischen Tragödie. Sandra Carrasco, oben auf der Schaukel, nimmt so in mancher Hinsicht den Platz von Aphrodite, Artemis und Persephone ein, drei der beteiligten Göttinnen in dieser Dreiecksgeschichte über Liebe, Reinheit und Tod. Michio, als Komponist und Interpret, wird gewissermaßen zum Demiurg, der die verborgenen Fäden dieser Geschichte bewegt.

Bei dem neuen Projekt bist du einmal mehr zum einen Choreografin, zum anderen Tänzerin. Wie anstrengend ist diese Doppelbelastung für dich?

Diese Doppelbelastung ist immens anstrengend. Denn auf der einen Seite muss ich als Choreografin und Regisseurin ja den Blick für das Ganze haben, also nicht nur die Parts jedes einzelnen Tänzers korrigieren, sondern auch darauf achten, ob Beleuchtung, Spacing und das Bühnenbild funktionieren. Auf der anderen Seite sind meine Stücke jedoch so angelegt, dass du als Tänzer auf der Bühne wirklich vom ersten bis zum letzten Moment in deiner Rolle sein musst, also tief in dein Innerstes vorstoßen musst, um es nach außen zu kehren, was natürlich eines enormen inneren Fokus bedarf. Ich muss also von dem Moment an, wenn ich als Phaidra die Bühne betrete, die Choreografin Maura und alles, was damit zusammen hängt, komplett ausblenden.

Was steht ansonsten 2017 bei der Cooperative Maura Morales an?

Neben etlichen Gastspieltourneen mit „Phaidra“ und Einladungen zu internationalen Festivals, unter anderem zum „Cardiff Dance Festival“ in Wales mit der Produktion „Wunschkonzert“, werden wir im März und April ein Stück für das Ballett Vorpommern kreieren. Danach beginnen schon die Vorbereitungen für unser neues Stück „Exceso de la nada“, das im November 2017 im FFT Premiere haben wird. Außerdem werden wir Choreografien für das Balletto di Calabria in Italien und für das St. Petersburger Ensemble Bye Bye Ballet kreieren.

Ihr werdet also wie gehabt viel unterwegs sein. Euer Collie Lucia ist ja fast immer dabei. Wie geht es ihm eigentlich?

Lucia geht es gut. Sie ist mittlerweile schon 10 Jahre alt, also eine rüstige Lady.

2.-4.2. FFT Juta, Düsseldorf

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