Axel Kopp im Interview – „Raum für Remmidemmi“

Vor zwei Wochen überreichte die Düsseldorfer Off-Kulturszene OB Geisel einen kulturpolitischen Forderungskatalog. Die einführende Rede hielt Axel Kopp. Der 33-Jährige ist seit vier Jahren, seit er in Düsseldorf lebt, „einfaches Mitglied“ des damenundherren e. V. und hat als solches schon viele Veranstaltungen, Förderanträge, Website-Einträge und Putzaktionen hinter sich. Worum es den neun unterzeichnenden Vereinen genau geht, erklärt er im Interview mit theycallitkleinparis.

Wie würdest du einem Auswärtigen das Düsseldorfer Kulturleben in drei Sätzen beschreiben?
Kunst und Kultur überall! Wenn es dir hier zu fein ist, geh‘ ins Ruhrgebiet. Oder fang an zu suchen!

Welche Art von Kultur vermisst du in Düsseldorf?
Jene, die zwischen Museum Kunstpalast und Bolkerstraße liegt.

Der amtierende OB Thomas Geisel ist im Gegensatz zu seinen Vorgängern der freien Szene gegenüber durchaus aufgeschlossen. Warum kommt ihr gerade in seiner Amtszeit mit eurem Forderungskatalog um die Ecke? Hätte der nicht zu Zeiten von Elbers oder gar Erwin wesentlich mehr Sinn gemacht?
Ganz davon abgesehen, dass ich erst Ende 2011 nach Düsseldorf gezogen bin, hatte ich den Eindruck, dass Elbers mindestens so wenig Interesse an der Off-Kultur hatte, wie die Off-Kultur an ihm. Das Gefühl, dass sich in der Stadt ernsthaft was ändern könnte, hat man erst seit OB Geisel.

Wie viele Forderungen umfasst eure Liste?
Zehn.

Welche davon sind euch besonders wichtig?
Die Forderung nach Räumen, eventuell auch zur Zwischennutzung, in denen der Lärmpegel über Zimmerlautstärke liegen darf. Off-Kultur muss es krachen lassen können!

Ihr bemängelt unter anderem, dass die vereinbarte Stelle für die Off-Kultur, die im Koalitionsvertrag vereinbart ist, noch nicht geschaffen wurde. Wie ist diesbezüglich der Stand der Dinge?
Laaaaange Geschichte… OB Geisel hat bei einer Diskussion im August gesagt, dass die Stelle im Januar kommt, aber in der Wirtschaftsförderung angesiedelt sein wird. Da dachten alle: „Komisch, dass sie nicht im Kulturamt ist, aber okay“ Jetzt hat sich herausgestellt, dass es sich um eine ganz andere Stelle handelt, die so genannte „Koordinierungsstelle Kultur- und Kreativwirtschaft“. Das klingt für Außenstehende zunächst ähnlich, ist aber ein Riesenunterschied. Das eine hat mit dem anderen ungefähr so viel zu tun, wie ein Apfel mit einem Apfeltee. Bei der im Koalitionsvertrag vereinbarten Stelle sollte es um Off-Kultur gehen, jetzt geht es um Wirtschaft.

Ihr wünscht euch eine bessere finanzielle Unterstützung, um Künstler angemessen bezahlen zu können. Was wäre in euren Augen angemessen?
Das kann man nicht pauschal sagen. Manche Vereine stehen finanziell ordentlich da und können ihre Künstler angemessen bezahlen, andere hingegen sind kurz vor der Pleite. Was eine angemessene Bezahlung ist, hängt von einigen Faktoren ab, beispielsweise davon, ob man Kunst als Hobby ausübt, noch studiert oder schon seit Jahren davon lebt.

Mit welcher Summe wird das damenundherren von der Stadt gefördert? Mit welcher Summe alle neun unterzeichnenden Vereine?
Das damenundherren hat für das Jahr 2015 aus dem Topf für Bildende Kunst 2.300 Euro und 2.000 Euro für Konzerte bekommen. Mit welcher Summe die neun Vereine insgesamt gefördert wurden, kann ich nicht genau sagen, zumal das auch etwas diffizil ist. Der farbfieber e. V. hat beispielsweise zusammen mit dem Düsseldorfer Künstler e. V. und dem Kinderclub Kiefernstraße das 40 Grad Urbanart Festival, bei dem rund 100 Künstler beteiligt waren, veranstaltet und dafür 40.000 Euro Zuschuss bekommen. Wenn man es gut mit der Stadt meint und diesen Betrag voll mit reinnimmt, haben die neun Vereine einen hohen fünfstelligen Betrag bekommen.

Abgesehen von Geld: Wie könnte die Stadt Vereine wie das damenundherren unterstützen?
Da das damenundherren keine Konzerte und Partys mehr in seinem Lokalität auf der Oberbilker Allee veranstalten darf, benötigt der Verein einen Raum für Remmidemmi – gerne auch zur Zwischennutzung. Einen Monat lang haben wir diesen Sommer das Haus Kolvenbach bekommen. Das war cool, aber das Haus steht seit Ende 2011 leer. Das Angebot kam zu spät und die Zwischennutzung war zu kurz.

Inwiefern lässt sich eine Förderung durch wen auch immer mit totaler künstlerischer Unabhängigkeit vereinbaren?
So etwas wie totale künstlerische Unabhängigkeit gibt es nicht.

Wie ist die Situation des damenundherren momentan? Wie lange werdet ihr auf jeden Fall am aktuellen Standort bleiben?
So lange wir brav und artig sind, können wir unbegrenzt lange in dem Raum bleiben. Aber wie lange wollen wir noch brav und artig sein?!

Wie hat Geisel generell auf die Forderungen reagiert?
Statt „nein, das geht nicht“ hat er „ja, an manchen Punkten arbeiten wir bereits“ gesagt. Das war politisch klug, denn so sind jetzt alle irgendwie zufrieden. Nur ob sich tatsächlich was ändert, das bleibt abzuwarten.

Wie oft war der OB eigentlich vor der Übergabe am vergangenen Samstag schon im damenundherren?
Einmal, zu einem YouTube-Interview während des Wahlkampfs.

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